Coronavirus

Keine Chance auf Bildung: SOS-Kinderdörfer befürchten Zementierung der Armut

Mädchen in der SOS Hermann Gmeiner Schule Freetown, Sierra Leone.

Die Corona-Pandemie und die weltweiten Schulschließungen werden nach Prognosen der SOS-Kinderdörfer weltweit dazu führen, dass zahlreiche Jungen und Mädchen dauerhaft den Zugang zu Bildung verlieren.

21.07.2020

Bereits vor der Ausbreitung des Virus habe die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gingen, bei 258 Millionen gelegen. „Jetzt ist zu befürchten, dass sie noch deutlich steigen wird!“, sagt George Protopapas, Leiter der Hilfsorganisation in Griechenland. Das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 allen Kinder eine qualitativ hochwertige Bildung zu garantieren, rücke so in weite Ferne.

Keine Chance auf Online-Unterricht

Besonders Kinder aus armen Familien drohten zu Bildungsverlierern zu werden. Protopapas sagt: „Das beginnt damit, dass die allermeisten keine Chance haben, am Online-Unterricht teilzunehmen, weil ihnen die technische Ausrüstung fehlt. Die Schüler verlieren den Anschluss. Ohne Unterstützung wird es für sie extrem schwer, wieder aufzuholen!“ Zum Schutz vor dem Coronavirus sind aktuell immer noch über 60 Prozent aller Schulen geschlossen, 500 Millionen Schüler haben aufgrund fehlender Voraussetzungen laut UN keine Chance, online zu lernen.

Schule hat in der Existenznot keine Priorität

Auch die wirtschaftlichen Einschnitte durch die Pandemie-Bekämpfung hätten gravierende Auswirkungen auf den Bildungsweg der Kinder. „Viele Familien, die vorher schon arm waren, sind jetzt in Existenznot. Für sie hat Schule aktuell keine Priorität. Es geht ums Überleben!“, sagt Protopapas. Der Mangel an Bildung sei aber einer der entscheidenden Faktoren, der das soziale Ungleichgewicht weiter verstärke und die Armut langfristig zementiere – mit all ihren Nebeneffekten. „Dazu gehören psychologische Probleme, aber auch Kinderarbeit und ein Mangel an medizinischer Versorgung“, sagt Protopapas. Besonders dramatisch sei die Situation für die Kinder in den Flüchtlingscamps, deren Unterstützung im Zuge des Lockdowns noch weiter eingeschränkt worden sei.

Die SOS-Kinderdörfer fördern die Bildung von Kindern weltweit. In Griechenland helfen sie elternlosen Kindern sowie Jungen und Mädchen aus armen Familien und in den Flüchtlingscamps mit zahlreichen Bildungsangeboten. Protopapas sagt: „Schüler weltweit müssen jetzt alle erdenkliche Unterstützung bekommen, damit sie ihren Bildungsweg so schnell wie möglich wiederaufnehmen können. Nur so können wir verhindern, dass die Schneise zwischen Arm und Reich noch weiter auseinanderklafft!“

Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit

Redaktion: Kerstin Boller

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