Coronavirus

Sozialpsychologie: Die Gesellschaft kann an der Corona-Krise wachsen

Die Gesellschaft kann an der Corona-Krise wachsen, wenn der moralische Kompass darauf ausgerichtet ist, Schwache sowie Helfende in besonderer Weise zu schützen. Sozialpsychologin Prof. Dr. Elisabeth Kals von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) spricht über Ängste und Solidarität.

25.03.2020

„Viele von uns werden schon jetzt positive Interaktionen im Alltag erleben. Ganz nach dem Motto ,In dieser Zeit der Krise müssen wir zusammenhalten‘“, betont die Sozialpsychologin Prof. Dr. Elisabeth Kals von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Es gelte, solche Beispiele stärker publik zu machen, damit sie zur Nachahmung führen und ein Klima der Solidarität stärken. Ein reflektierter Medienkonsum, bei dem auch solche positiven Beispiele wahrgenommen werden, gehöre dazu.

„Als einzige Spezies sind wir evolutionsbiologisch dazu in der Lage, uns unserer Gefühle und Gedanken bewusst zu werden, unser Handeln zu reflektieren und es an sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit ausrichten. Wir müssen diese Fähigkeit stärker nutzen, um auch mit diffusen Ängsten umzugehen“, betont Kals. Durch Reflexion und Veränderung der Urteile und Einschätzungen würden nicht nur Ängste geringer werden und sich auf ein gut begründetes Maß einpendeln, sondern auch Vertrauen und Zuversicht wachsen.

Eine Flut an Informationen gehe mit dem Gefühl einher, keine Kontrolle über die Situation zu haben, nicht sicher einschätzen zu können, mit welcher Gefahr wir es denn hier zu tun haben. Und die sich ständig verändernden Empfehlungen, die auf sorgfältigen Kosten-Nutzen-Abwägungen beruhen, bestätigten, wie dynamisch die Lage sei. Vor diesem Hintergrund werde etwa durch Hamsterkäufe – weder bewusst noch reflektiert – versucht, Kontrolle über sein Leben und den Schutz seiner Gesundheit zurückzugewinnen.

Es sei deshalb wichtig, „die Angst“ zu verstehen und zu spezifizieren. „Auf diese Weise werden aus der diffusen Angst konkrete Sorgen und Ängste, die auf Urteilen beruhen und denen sich aktiv begegnen lässt, indem wir uns sachlich informieren, unsere Urteile hinterfragen und entsprechend handeln“, so Kals. Die Informationslage sei hervorragend; im Internet lassen sich gezielt seriöse Informationen finden.

Zuversicht und Empathie könnten sich auf verschiedene Situationen oder Inhalte beziehen, die jedoch eines gemeinsam hätten: Mit der aktuell unsicheren Situation so konstruktiv wie eben möglich umzugehen, Angst zu relativieren und positiv erlebte Gefühle zu fördern - auch, wenn das auf den ersten Blick im Widerspruch zur Krise stehe.
„Aus diesen positiven Emotionen - und hier vor allem aus dem empathischen Erleben der Situation und Bedrohung anderer - kann auch Solidarität erwachsen: Solidarität mit denjenigen, die zu den Risikogruppen gehören, aber auch mit all denjenigen, die durch die Krise beruflich oder privat besonders gefordert sind und dabei oft an ihre Grenzen gehen“, betont Kals.

Ein ausführliches Interview mit Prof. Dr. Elisabeth Kals findet sich auf der Homepage der KU.

Quelle: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt vom 13.03.2020

Redaktion: Kerstin Boller

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