Eine Welt

Das Virus und der globale Süden

Bislang lagen kaum gesicherte Daten vor, wie stark Entwicklungsländer wirtschaftlich von der COVID-19-Pandemie betroffen sind. Ein internationales Team von Forschenden hat nun Erhebungen aus neun Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammengeführt und analysiert. Die Autorinnen und Autoren, unter ihnen auch WZB-Direktor Macartan Humphreys, berichten von massiven Einkommenseinbußen und wachsender Ernährungsunsicherheit in allen untersuchten Ländern.

02.03.2021

Das Team wertete mehr als 30.000 Haushaltsbefragungen aus Burkina Faso, Ghana, Kenia, Ruanda, Sierra Leone, Bangladesch, Nepal, den Philippinen und Kolumbien aus. Für einen Großteil der befragten Personen reichten weder die eigenen finanziellen Ressourcen noch staatliche Zuwendungen aus, um den Lebensstandard ihres Haushalts während der Pandemie zu sichern. Dies habe unter anderem zu gravierender Ernährungsunsicherheit geführt, die selbst drei Monate nach Beginn der Pandemie noch anhielte. Insbesondere ländliche Gebiete waren von Nahrungsmittelknappheit, vorübergehender Arbeitslosigkeit und Einkommensverlusten betroffen.

Kontaktbeschränkungen sind ohne Armut und Hunger leichter einzuhalten

Die Autorinnen und Autoren nennen eine Reihe von Lösungsansätzen, die das Armutsrisiko insbesondere bei Kindern und anderen gefährdeten Gruppen erheblich reduzieren könnten. Zur Eindämmung des Coronavirus empfehlen sie, vorrangig Armut und Hunger zu bekämpfen, weil dadurch auch die Einhaltung von Kontaktbeschränkungen leichter möglich wäre. Als Mittel effektiver Armutsbekämpfung schlagen die Forscherinnen und Forscher darüber hinaus gezielte Geldtransfers über Smartphones vor. Sie betonen ebenfalls, dass eine erfolgreiche Armutsbekämfung weiterführende Studien erfordere. Umfragen, Handydaten und Satellitenbilder könnten dafür genutzt werden.

Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH vom 08.02.2021

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