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„Rosenstraße 76“: Ausstellung zum Thema häusliche Gewalt

Baden-Württembergs Arbeits- und Sozialministerin Dr. Monika Stolz eröffnete in Stuttgart Ausstellung 'Rosenstraße 76' zur Häuslichen Gewalt, die dazu beitragen soll, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. Stolz dazu: "Häusliche Gewalt ist eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen."

19.11.2009

"Die Gewaltfolgen zeigen sich nicht nur in sichtbaren Verletzungen, sondern oft auch in Form von nur sehr schwer heilenden seelischen Verwundungen. Opfer gewalttätiger Übergriffe leiden häufig an psychischen Erkrankungen und an Süchten aller Art“, erläuterte die Ministerin bei der Eröffnung der Ausstellung „Rosenstraße 76“ in Bad Cannstatt.

Das internationale von Diakonie und Brot für die Welt gemeinsam getragene Projekt „Häusliche Gewalt überwinden“ hat die Ausstellung „Rosenstraße 76“ konzipiert und auf dem Kirchentag 2005 in Hannover erstmals präsentiert. Seitdem wandert sie in verschiedenen Größen von Stadt zu Stadt. „Mit den gepflegten Blumenbeeten vor der Türe und den Willkommensgrüßen auf dem Schuhabstreifer wirkt die „Rosenstraße 76" auf den ersten Blick wie eine ganz normale und unauffällige Dreizimmer-Wohnung“, schilderte Stolz. „Wer die Wohnung mit offenen Augen betrachtet, entdeckt jedoch hinter ganz alltäglichen Gegenständen die versteckten Spuren häuslicher Gewalt.“

Die Besucherinnen und Besucher erfahren, mit welchen Vorurteilen betroffene Frauen kämpfen, wie sich Gewalt auf Kinder auswirkt, welche Rolle der Alkohol spielt und ob häusliche Gewalt auch Männer trifft. Stolz sagte: „Die Wohnung steht exemplarisch für Räume, in denen Gewalt zu Hause ist, für Orte, an denen Menschen psychisch und physisch erniedrigt und geschlagen werden. Für Räume, in denen die Gewalt sogar bis hin zur Auslöschung eines menschlichen Lebens eskaliert.“

Häusliche Gewalt könne überall passieren. Sie sei - anders als häufig angenommen - kein Phänomen einer bestimmten sozialen Schicht oder eines bestimmten Milieus. „Wir müssen häusliche Gewalt aus der Tabuzone holen und die Gesellschaft für das Thema sensibilisieren“, forderte Stolz. „Häusliche Gewalt reicht von subtilen Formen der Gewaltausübung durch Verhaltensweisen, die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der Geschädigten ignorieren, über Demütigungen, Beleidigungen und Einschüchterungen sowie psychischen, physischen und sexuellen Misshandlungen bis hin zu Vergewaltigungen und Tötungen. Häusliche Gewalt ist aber nicht nur das Problem einzelner Betroffener“, stellte die Ministerin fest. „Sie ist ein gesellschaftliches Phänomen, Ausdruck einer Gewaltkultur, die in der Gesellschaft viel zu häufig schweigend geduldet wird. Die Ausstellung soll helfen, dieses Schweigen zu brechen. Wege aus der Gewalt sind erst möglich, wenn die Mauer des Schweigens gebrochen wird.“

Die Entwicklung der vor acht Jahren eingeführten Platzverweise spiegle die wachsende Sensibilität der Gesellschaft auf Gewalt im sozialen Nahraum und die höhere Anzeigebereitschaft wider. Waren es im Jahr 2002 bei über 10 000 Polizeieinsätzen wegen häuslicher Gewalt rund 1 700 Platzverweise, so wurden sechs Jahre später, also im Jahr 2008, bei rund 7 000 (6 858) Einsätzen über 2 500 (2 553) Platzverweise ausgesprochen. „Damit wird deutlich, dass es durch konsequente polizeiliche Intervention sowie mit Beratungs- und Hilfsangeboten verstärkt gelingt, das Dunkelfeld weiter aufzuhellen. Häusliche Gewalt muss ohne Tabu öffentlich thematisiert werden“, betonte die Ministerin.

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. November in der Wichernkirche in Bad Cannstatt täglich zwischen 15 und 20 Uhr zu sehen.

Quelle: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg

 

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