Fokusthemen

Mit Kindern über das Sterben reden

Mit Grundschulkindern über die Themen Tod und Trauer sprechen – für diese Projektidee des Bundesfamilienministeriums fand sich 2005 keine Initiative, die sie umsetzen wollte. Fast keine, denn die Hospizbewegung Düren e.V. wagte das Projekt, nannte es „Hospiz macht Schule“ und kann sich heute, acht Jahre später, vor Anfragen kaum retten.

03.12.2013

Gerda Graf, Ehrenvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes, und eine der Wegbereiterinnen der Projektwoche, stellte das Konzept „Hospiz macht Schule“ jetzt in der Katholischen Hochschule NRW Aachen vor. Gerda Graf und Renate Bock sind Mit-Autorinnen des neuen Buches der Professoren Johannes Jungbauer und Rainer Krockauer „Wegbegleitung, Trost und Hoffnung – Interdisziplinäre Beiträge zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. „Das Buch verbindet wissenschaftliche Reflexion mit beispielhaften Praxisprojekten aus der Region und bearbeitet den Umgang mit Tod und Trauer aus verschiedenen Blickwinkeln“, betonte Prof. Krockauer.

Ein Beispiel aus der Praxis ist „Hospiz macht Schule“. Die Projektwoche zu Leben und Sterben ist inzwischen bundesweit an Grundschulen etabliert, die Anpassung für weiterführende Schulen steht an, in Luxemburg und Dänemark wird das Konzept gerade aufgebaut.

„Vor der Woche laden wir immer zu einem Elternabend ein und erleben da gerade bei Akademikern und Medizinern viele Ressentiments“, berichtet Gerda Graf. Fünf Tage lang werden die Kinder auf eine altersgerechte Art mit Werden und Vergehen, Krankheit und Tod, Traurigsein und Trösten vertraut gemacht. Fünf Ehrenamtliche gestalten die Woche, die Klassenlehrerin agiert dabei als vertraute Bezugsperson. Zum Einstieg bringen die Kinder ihre Babybilder mit und finden so Zugang zu Werden und Veränderung. Am Ende gibt es ein Abschlussfest zusammen mit den Eltern, die spätestens dann überzeugt sind von den wichtigen und guten Erfahrungen, die ihre Kinder im Umgang mit den Themen Tod und Trauer gemacht haben.

„Leid will heute keiner mehr erfahren“, beschreibt Gerda Graf den Zeitgeist. Dennoch hat es die Hospizbewegung quasi als Bürgerbewegung im Laufe der Jahre geschafft, dass heute Sterbende nicht mehr in die Baderäume der Krankenhäuser abgeschoben werden, weil die heilende Medizin nichts mehr für sie tun kann. Eine große Hilflosigkeit beobachtet Graf in den Familien, wenn es darum gehe, Angehörige in der letzten Lebensphase zu begleiten. Leiden lindernde Pflege und eine Hand, die bis zuletzt hält, das sind die Ziele des Hospizgedankens. „Nur wenn wir über das Sterben reden und das Thema öffentlich machen, können wir die letzte Phase menschlich gestalten“, erklärt Gerda Graf. Dabei sei immer wieder erstaunlich, wie Kinder Vergänglichkeit, Tod und Sterben ihre Worte geben: „Die Teams können viel von den Kindern lernen.“

Eltern oder Lehrer, die ihrer Schule die Projektwoche „Hospiz macht Schule“ vorschlagen möchten, wenden sich an die Hospizinitiative in ihrer Region oder an Hospizbewegung Düren-Jülich e.V., Roonstraße 30, 52351 Düren, Tel. 02421 393220 oder 496482. Das Angebot ist kostenlos, nur die Materialien müssen bezahlt werden.

„Wegbegleitung, Trost und Hoffnung – Interdisziplinäre Beiträge zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer“, Hrsg. Johannes Jungbauer, Rainer Krockauer, Schriften der KatHO NRW, Band 18, Verlag Barbara Budrich.

Quelle: Katholischen Hochschule NRW Aachen

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