„Übergänge zwischen Schule und Beruf - mit Kunst und Kultur!“

Jahrestagung des deutsch-französischen Netzwerks jugend.kultur.austausch beschäftigte sich mit dem Thema der sozialen und beruflichen Eingliederung.

29.10.2009

Welchen Beitrag können künstlerisch-kulturelle Praxisansätze liefern, um Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, arbeitslosen SchulabbrecherInnen und jungen Hartz4-EmpfängerInnen den Weg ins Berufsleben zu erleichtern, ihnen Berufsorientierungshilfen zu geben und sie in die Lage zu versetzen, ihr eigenes (Berufs-)Leben eigenverantwortlich und selbstwirksam in die Hände zu nehmen?

Mehr als 60 Fachkräfte der Kulturellen Bildung und sozialen und beruflichen Eingliederung aus Deutschland und Frankreich trafen sich drei Tage in Marseille, um sich mit KollegInnen aus dem Partnerland über Konzepte und Praxiserfahrungen im Feld der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung auszutauschen. Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und die Association pour la promotion de Ingénierie socioéducative (APIS, Marseille) hatten vom 22. bis 25. Oktober 2009 zu der vom Deutsch-Französischen Jugendwerk geförderten Tagung eingeladen.

„Künstler und Kunstpädagogen verfügen zusammengenommen über ein so reiches Arsenal an konkreten Praktiken, Techniken, Gewerken und Trainingsformen, dass sie sich damit auf eine Fülle ganz konkreter Lernziele beziehen können, die ihnen von den Schulen, den Stätten der beruflichen Aus- und Weiterbildung, übrigens auch den Hochschulen vorgegeben werden; sie können alle diese Lernorte darin unterstützen, diese Lernziele besser zu erreichen, und sie sollten dies auch tun“, so Michael Kreutzer, Soziologe und Autor, in seinem Eröffnungsvortrag zum Thema „Kompetenz und Autonomie. Kulturelle Bildung im Übergang Schule - Beruf“.

Unter den TeilnehmerInnen befanden sich PraktikerInnen der Kulturellen Bildung, die einschlägige Erfahrungen aus der Arbeit im so genannten Übergangssystem in die Diskussionen einspeisen konnten: So z. B. Lisa Mehnert, Planet Kultur e. V. Köln mit dem Projekt „Integration statt Parallelgesellschaften“, und Alban Renz von Cactus Junges Theater in Münster, das mit „Crossroads. Das soll mein Leben sein“ ein Theaterstück für Schulen erarbeitet hat. Dieses soll Jugendlichen ermöglichen, über die „oft beängstigende und überfordernde Zeit der Berufsfindung zu sprechen und sie dazu ermutigen, ihre Gedanken und Sorgen anzusprechen.“ Oft liege darin ein erster Schritt zur Orientierung.

Die VertreterInnen französischer Einrichtungen stellten Strategien sozialer und beruflicher Eingliederung mit Kunst und Kultur im Großraum Lyon vor und gewährten Praxiseinblicke in im Rahmen der Biennale de la Danse durchgeführte Projekte mit integrativem Ansatz. Die Compagnie THEATROS präsentierte zudem Ergebnisse eines Theaterworkshops für junge SchulabbrecherInnen, der in Kooperation mit der Mission Locale aus Aubagne realisiert wurde.

„Missions Locales“ sind kommunale Einrichtungen in Frankreich, die sich für die Förderung und die soziale bzw. berufliche (Wieder)Eingliederung benachteiligter junger Menschen im Alter von 16 bis 25 einsetzen. VertreterInnen solcher und kultureller Einrichtungen aus Deutschland und Frankreich eruierten gemeinsam die Realisierbarkeit grenzüberschreitender integrativer Kooperationsprojekte mit Kunst und Kultur. Damit legten sie u. a. den Grundstein für Konzepte für deutsch-französische Radioworkshops, trinationale Straßenkunstprojekte mit Partnern aus der Türkei und aus China sowie Berufsorientierungsprojekte mit kulturellem Schwerpunkt.

Der DFJW-Beauftragte für Integration und Chancengleichheit, Borris Diederichs, ermunterte die TeilnehmerInnen im Rahmen seines Abschlussvortrags nachdrücklich, deutsch-französische Begegnungen, Fortbildungen und Fachkräfteaustausche rund um die aktuellen DFJW-Themenschwerpunkte „Integration und Chancengleichheit“ und „Kulturelle Bildung für alle“ zu realisieren.

Die Initiatoren der für das kommende Jahr geplanten Jugendaustausche können über das Deutsch-Französische Jugendwerk Gelder beantragen. Deutsche Einrichtungen der Kulturellen Bildung können ihre Projektanträge bis zum 15. November 2009 der zuständigen Zentralstelle BKJ mitteilen!

 

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