Förderung der Erziehung in der Familie

Luise und Phillip beim Fokus Jugend 2010

Phillip ist 9 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern in einem Einfamilienhaus in einem kleinen Dorf. Luise ist 11 Jahre, sie hat keine Geschwister und wohnt in einer Stadt. Sie erlebt oft, wie sich ihre Eltern streiten und dass ihr Vater, ihre Mutter schlägt. Luise und Phillip wachsen beide in Sachsen-Anhalt auf. Ihr Leben könnte jedoch unterschiedlicher nicht sein. Phillip, Luise und 38 weitere Kinder zwischen 6 und 14 Jahren standen im Mittelpunkt der landesweiten Fachtagung Fokus Jugend 2010 mit dem Thema „Kinder - Kindheit(en) in Sachen-Anhalt“, die der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e.V. (KJS LSA) am 11. Oktober 2010 veranstaltet hat.

13.10.2010

Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit, aus Schulen sowie Vertreter/innen aus Politik und Verwaltung versetzten sich in die Rolle von Kindern, um aus Kindersicht über das Leben von Kindern in Sachsen-Anhalt ins Gespräch zu kommen.

17 Fragen beantworteten die Teilnehmenden des Fachtages aus ihrer Rolle heraus. „Ich kann meine Freizeit an vielen Orten verbringen, im Jugendzentrum, am See oder auf der Baustelle“, antwortet ein Junge. Ein Mädchen dagegen sprach von Schwimmverein und Klarinettenunterricht. Deutlich wurde so, dass nicht alle Kinder die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Entscheidend sind Faktoren wie Wohnumfeld, die finanzielle Situation in der Familie, Herkunft sowie das Geschlecht. Diese beeinflussten die Antworten der Kinder. Klar wurde aber auch, dass der Geldbeutel der Eltern nicht der Maßstab dafür ist, wie viel Liebe und Zuneigung Eltern ihrem Kind entgegenbringen. So berichtet z.B. David, 10 Jahre, „Meine Eltern sind klasse‚  haben aber nicht immer Zeit, weil sie viel unterwegs sein müsse‚ ich habe aber eine tolle Kinderfrau“.

Auch Sozialminister Norbert Bischoff nahm in seinem Grußwort Bezug auf diesen Rollentausch und betonte, wie wichtig es sei, sich in die Situation von Kindern zu versetzen, bevor man über sie und ihre Probleme urteile. Aus ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Beobachtungen heraus diskutierten die 65 Teilnehmenden im Anschluss darüber, wie die Situation in Sachsen-Anhalt bezogen auf die vier Bereiche, Wohnumfeld, die finanzielle Situation in der Familie, der Herkunft sowie das Geschlecht konkret aussieht. Gemeinsam suchten sie nach Ansatzpunkte für das Handeln von Fachkräften und Entscheidungsträgern. Deutlich wurde dabei, dass die individuelle und gezielte Förderung von Kindern und Jugendlichen und ihrer Persönlichkeit im Mittelpunkt stehen muss. „Hierzu müssen die Rahmenbedingungen stimmen unter denen die Fachkräfte in Sachsen-Anhalt arbeiten“, so Nicole Stelzer (Geschäftsführerin des KJR LSA). „Um Kindern in ihrer Unterschiedlichkeit gerecht zu werden bedarf es der konkreten Unterstützung von Politik und Verwaltung im Land sowie der noch besseren Vernetzung der Fachkräfte untereinander“.

„Was würde wohl, Greta zu all dem sagen“, fragte sich am Ende eine der Fachtagsteilnehmenden. „Wahrscheinlich wären ihr ähnliche Punkte wie uns wichtig gewesen - allerdings hätte sie, sie wohl ganz anders beschrieben“, beantwortete diese, ihre Frage nach einer kurzen Pause selbst.

Herausgeber: Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e.V.

 

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