Förderung der Erziehung in der Familie

Fachtag STÄRKE in Stuttgart

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“, sagte Staatssekretär Dieter Hillebrand am 17. März 2011 in Stuttgart. Er griff damit bei der Eröffnung des gemeinsam mit dem Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Tübingen veranstalteten Fachtages STÄRKE ein gern zitiertes afrikanisches Sprichwort auf. „Aber wo haben wir heute noch das Dorf?“, stellte er als Frage in den Raum. Kindererziehung würde mehr denn je als Privatsache angesehen. Großeltern und Verwandte seien oft weit weg und Nachbarn und Freunde wollten sich nicht einmischen.

18.03.2011

Das baden-württembergische Landesprogramm STÄRKE soll den Stellenwert von Familien- und Elternbildung betonen, die Kooperation zwischen Jugendamt, Bildungsträgern und sonstigen professionellen Diensten fördern und zur Weiterentwicklung eines landesweit bedarfsgerechten Netzes von Familien- und Elternbildungsveranstaltungen beitragen. Außerdem sollen bei den Eltern Schwellenängste vor der Inanspruchnahme außerfamiliärer Hilfe abgebaut und die Teilnahme an Elterntreffs und -kursen finanziell ermöglicht bzw. erleichtert werden.

Seit dem 01.09.2008 (Programmstart) erhalten die Eltern von Neugeborenen von der Gemeinde (meist dem Einwohnermeldeamt) automatisch einen Bildungsgutschein im Wert von 40 Euro. Er kann für verschiedene Familienbildungsangebote, die den Qualitätsanforderungen von STÄRKE entsprechen, eingelöst werden. Teilweise deckt der Gutschein die Kurskosten vollständig ab, teilweise ist eine Zuzahlung nötig. Leben junge Eltern nachweislich in besonders beengten finanziellen Verhältnissen, kann ihnen seit dem 01.07.2010 auf Antrag gegebenenfalls auch der Zuzahlungsbetrag erlassen werden (Gutscheinaufstockung).

Des Weiteren sollen Familien in besonderen Lebenssituationen eine zusätzliche kostenlose Unterstützung in Form spezieller Familienbildungsangebote und im Bedarfsfall aufsuchender Einzelfallberatung erhalten (je Familie im Wert von bis zu 1.000 Euro). Die Stadt- und Landkreise entscheiden entsprechend dem Bedarf vor Ort, welche besonderen Lebenssituationen im Kreis gefördert werden. Familien, die eine Gutscheinaufstockung erhalten, können ebenfalls im Bedarfsfall, begleitend oder im Anschluss an den Kurs, durch Hausbesuche weiter unterstützt werden.

„Eltern- und Familienbildung wird in unserer schnelllebigen Zeit immer wichtiger. In den Kursen und Einrichtungen werden Orte geschaffen, an denen man sich kennt, einander vertraut, aufeinander achtet“, hob Hillebrand hervor. Mit dem Landesprogramm STÄRKE sollten einerseits Familien dazu motiviert werden Eltern- und Familienbildungskurse zu besuchen und andererseits der quantitative und qualitative Ausbau entsprechender Angebote im Land unterstützt werden. „Die Angebote müssen von Fachkräften angeleitet werden. So lernen Eltern qualifizierte Vertrauenspersonen kennen, die sie bei Unsicherheiten und Fragen oder wenn sie gar nicht mehr weiter wissen, ansprechen können“, so der Staatssekretär.

Er erinnerte daran, dass bereits im Jahr 2003 unter Vorsitz Baden-Württembergs bei der Jugendministerkonferenz in Ludwigsburg ein einstimmiger Beschluss zum Stellenwert der Eltern- und Familienbildung zustande kam. Es folgten eine Bestandsaufnahme der Familienbildung sowie eine Handreichung für die Familienbildung in Baden-Württemberg. Von 2002 bis 2006 wurden über 150 Familienbildungsprojekte im Rahmen des „Aktionsprogramms Familie – Förderung der Familienbildung“ der heutigen Baden-Württemberg Stiftung gefördert und die innovativsten Modellprojekte in einer Broschüre zusammengefasst. „Die Erkenntnisse aus diesen Aktivitäten und dem unstreitigen Handlungsbedarf für die Stärkung der Erziehungs- und Elternkompetenzen führten zur Entwicklung des Familienbildungsprogramms STÄRKE. Und STÄRKE ist nur ein erster Schritt“, versicherte der Staatssekretär.

Seit dem Start des Programms im September 2008 habe sich STÄRKE immer weiter entwickelt. „Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Programms werden immer mehr Gutscheine eingelöst. Vom 1. Dezember 2009 bis zum 30. November 2010 wurden rund 23.600 Gutscheine eingelöst und rund 3,3 Mio. Euro zum Wohle der Familien eingesetzt. Das bedeutet bei der Gutscheineinlösung eine Steigerung um rund 20 Prozent gegenüber dem Abrechnungszeitraum 2009.“ Die Einlösequote habe sich damit auf über 26 Prozent erhöht, sagte Hillebrand.

Nach wie vor sei aber die Frage, wie die Eltern erreicht und ermutigt werden können, die Angebote zu nutzen, die alles Entscheidende. Dies gelte vor allem für die aus fachlicher Sicht sehr wichtigen Angebote für Familien in besonderen Lebenssituationen. „Deswegen haben wir in den Workshop-Themen den Fokus verstärkt auf den Zugang zu den Familien und die zweite Komponente von STÄRKE gelegt, in der Familien noch gezielter unterstützt werden“, führte Hillebrand weiter aus. Zum Fachtag STÄRKE haben das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren und das Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Tübingen Fachleute aus den Jugendämtern und von Eltern- und Familienbildungsanbietern aus ganz Baden-Württemberg nach Stuttgart eingeladen.

Weitere Informationen zum Programm STÄRKE: http://www.sozialministerium-bw.de/de/STAeRKE/188372.html

Herausgeber: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg

 

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