EU-Jugendstrategie

Jugendorganisationen diskutierten über die EU-Jugendstrategie und Erasmus+

Die Jugendorganisationen nutzten das Europäische Fachprogramm auf dem 16. DJHT in Düsseldorf. Sie diskutierten, welche Erfahrungen es in verschiedenen Mitgliedstaaten mit der EU-Jugendstrategie, dem Strukturierten Dialog und mit dem EU-Programm Erasmus+ gibt.

07.04.2017

Der Strukturierte Dialog sei im Moment nicht ausreichend, um das Interesse junger Menschen an der europäischen Integration entscheidend zu beeinflussen – darin waren sich alle einig.

Tobias Köck vom Deutschen Bundesjugendring (DBJR) betonte, dass mehr Themen berücksichtigt werden müssten, die junge Menschen interessierten: "Inhaltlich müsste noch viel mehr fokussiert werden auf Themen wie die Jugendarbeitslosigkeit, um eine gemeinsame Strategie in den Nationalstaaten zu haben, damit das Instrument auch genutzt wird." Bis die EU-Jugendstrategie da ankomme, wo sie wirken kann, sei es ein weiter Weg: "Wir haben immer wieder versucht Bürokratie abzubauen, damit auch Organisationen, die keine hauptamtliche Sturktur haben, etwas aufbauen können, damit junge Menschen ihre Ideen einbringen können und es vor Ort ankommt – dazu gehört auch, dass junge Menschen Budgetverantwortung bekommen", so Köck.

Das sah auch Kasia Siemasz, Vizepräsidentin vom Polnischen Jugendring (PROM) so. Ihre Organisation ist ein Ergebnis der Europäischen Jugendstrategie: "Vor der polnischen Ratspräsidentschaft im Jahr 2011 gab es keine Repräsentation von Jugendorganisationen auf dem nationalen Level und auch keine Jugendstrategie", erzählte sie und schränkte ein: "Die Initiative für den Jugendring kam von jungen Menschen, aber nach dem Ende der Ratspräsidentschaft war die Unterstützung auch schon wieder vorbei."

Begrenzter Einfluss der Strategie

Magdalena Schwarz, Geschäftsführerin der Bundes Jugend Vertretung Österreich (BJV) erklärte, dass die Europäische Jugendstrategie die österreichische Strategie inspiriert habe.

Andrea Casamenti vom Europäischen Jugendforum (YFJ) betonte, dass die Ergebnisse helfen würden, die Arbeit des Forums und die Stimme junger Menschen in Europa voran zu bringen: "Die Zwischenevaluation hat den begrenzten Einfluss der Strategie gezeigt. Wir wollen eine klare Verbindung zwischen der EU-Jugendstrategie und Erasmus+, sodass das Programm die Ziele der Jugendstrategie bedient", sagte Casamenti. Ein weiteres Thema ist die Finanzierung. Erasmus+ weise jedem jungen Europäer gerade einmal zwei Euro zu – das spräche für sich.

"Für uns ist wichtig, dass die zivilgesellschaftlichen Organisationen, die die Arbeit mit Jugendlichen machen, sichtbar werden und nicht nur die Behörden", betonte Köck. Es gab mehr positives Feedback in den letzten Jahren, erzählte Casamenti, trotzdem müssen die Nationalen Jugendringe mehr in den Entscheidungsprozess einbezogen werden, damit gesichert sei, dass die Programme auch die Bedürfnisse der Jugendlichen abdecken.

Mehr finanzielle Ausstattung nötig

Petra Kammerevert, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzendes des Ausschusses für Kultur und Bildung, berichtete, dass erst im Januar ein Bericht zur Zwischenevaluation des Programms Erasmus+ thematisiert wurde. "Ein Programmleitfaden mit 300 Seiten ist schlicht nicht handhabbar", sagte die Abgeordnete. Sie habe sehr gekämpft, dass der Austausch von Auszubildenden und jungen Arbeitnehmern vorangetrieben werde – dafür reiche das Geld aber nicht. "Ich würde gerne das doppelte Budget haben – und selbst das reicht noch nicht aus", sagte Kammerevert.

In Polen sei Erasmus+ ein sehr attraktives Angebot, das jedoch nicht oft genutzt werde, weil die Jugendarbeit auf ehrenamtlichen Basis beruht und somit zuwenig Ressourcen bereitstellen könnte. „Nur sehr wenige Organisationen können zwei Monate Zeit in einen solchen Antrag investieren“, erzählte Kasia Siemasz aus der polnischen Realität.

EFD ist bereits Solidaritätsdienst

"Wenn wir uns das Europäische Solidaritätskorps und die #FreeInterrail-Idee anschauen, wird klar, dass die losgelöst von der EU-Jugendstrategie laufen. Wir wundern uns dann natürlich schon, warum es die Strategie überhaupt gibt", machte Köck deutlich. Kammerevert ergänzte: "Wir sind zwar im regelmäßigen Austausch mit der Kommission, aber auch uns stellt sich die Frage, was das Solidaritätskorps genau ist und was es für Erasmus+ und die Jugendstrategie bedeutet". "Es kann nicht sein, dass Erasmus+ immer mehr administrativ aufgebläht wird, ohne dass es mehr Geld gibt. Die vorbereitenden Maßnahmen werden im Moment aus Mitteln des Europäischen Freiwilligendienstes finanziert."

Wenn man das Solidaritätskorps aus dem Erasmus+ Programm herausnimmt, dann werde das non-formale Lernen noch weniger sichtbar, merkte Tobias Köck an. Magdalena Schwarz konkretisierte: "Seit Monaten beschäftigen wir uns mit dem Solidaritätskorps, in einem Augenblick, in dem wir eigentlich bei der Zwischenevaluation sind. Gegen die Idee eines Solidaritätskorps kann man nichts haben, aber es ist schon so, dass es den Programmteil JUGEND IN AKTION depolitisiert", sagte sie.

"Der EFD ist ja bereits ein Solidaritätsdienst und ich kann daher auch die Ängste verstehen, dass die hohe Qualität des EFD mit Vor- und Nachbereitung und pädagogischer Begleitung durch das Solidaritätskorps Schaden nehmen könnte", wandte sich Kammerevert an die vielen anwesenden Jugendorganisationen. Und auch zur #FreeInterrail-Initiative fand sie erneut deutliche Worte: "Europäische Steuergelder sind nicht dazu da Urlaube zu finanzieren. Das komplette Erasmus+ Budget beträgt knapp 1,5 Milliarden Euro, die günstigste Schätzung für #FreeInterrail beträgt 1,2 Milliarden."

Quelle: Lisa Brüßler im Auftrag von JUGEND für Europa

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