Kinder- und Jugendhilfetag

Berlin ist Gastgeber des DJHT

Die Kinder- und Jugendangebote der Hauptstadt nehmen auf dem 15. Kinder- und Jugendhilfetag einen besonderen Platz ein. Berlin präsentiert die ganze Vielfalt seiner Trägerlandschaft und Angebote.

04.06.2014

Von Maria Reimer

Auf der „Aktionsfläche 24/7 Berlin“, einer großen Bühne, reiht sich Programmpunkt an Programmpunkt. Als wir dort vorbei laufen, sitzen sich gerade vier etwa 9-jährige Kinder gegenüber. Zwei haben Signaljacken an, die anderen beiden sind hauptsächlich mit Ärger ausgestattet. Was ist passiert? Kind 1 hat Kind 2 ein Geheimnis erzählt – das diese dann brühwarm vor Dritten ausgeplaudert hat.

Die beiden Signaljacken sind professionelle Schlichter. „Was fühlst du?“, fragen sie. „Was würde dir helfen, um aus der Situation herauszukommen?“ Und: „Was erwartet ihr voneinander?“

„Eine Entschuldigung!“, platzt es entrüstet aus der Verratenen heraus. Das Mädchen, das kein Geheimnis behalten kann, ist betrübt: „Ich wollte das wirklich nicht“, sagt sie mit gesenktem Kopf.
Die gute Nachricht ist: Die Chancen auf Versöhnung stehen gut. Die beiden Schlichter haben ihr Handwerk im Projekt „Groß gegen klein – Friedlicher Pausenhof“ gelernt, ein Angebot der Grundschule am Mohnweg und der Grundschule am Pegasuseck.


Streiten und vertragen auf großer Bühne

Wenige Meter von der Bühne entfernt stellen sich die 12 Bezirke Berlins auf einer Leinwand vor. Klassisch berlinerisch – arm, aber cool – kann man sich hier Informationen über die Jugendarbeit in den einzelnen Bezirken von an der Wand befestigten Blöcken abreißen.

Die Aufbereitung von Informationen an der Wand ist interessant – interessanter sind allerdings die Bananen, die am Stand gegenüber verkabelt auf dem Tisch liegen. Mit realen Bananen kann man hier das berühmte digitale Spiel „Pingpong“ spielen. Eine Verkabelung macht die Übertragung der Berührung möglich. Bananenpong ist nur eines der digitalen Produkte, das 12- bis 18-jährige Jugendliche im Rahmen von Jugend hackt (<link http: www.jugendhackt.de _blank external-link-new-window external link in new>www.jugendhackt.de) entwickelt haben. Jugend hackt ist ein Förderprogramm für junge programmierbegeisterte Menschen aus ganz Deutschland. In Zeiten, in denen gesellschaftliches Engagement nach wie vor nur als richtig anerkannt wird, wenn es offline passiert, produzieren Jugendliche gesellschaftlich relevante, kreative oder lustige Gegenbeispiele einfach selbst. Das zeigen die vielfältigen Medienproduktionen von Kinder und Jugendlichen, die dort gesammelt von der Berliner Agentur Mediale Pfade (<link http: medialepfade.de _blank external-link-new-window external link in new>medialepfade.de) ausgestellt werden.


Die Bildungssenatorin des Landes Berlin, Sandra Scheeres, hat einen Ball in die Röhre geworfen, in der eine Lichtschranke installiert ist, die an eine Kamera angeschlossen ist, die ein Selfie von Frau Scheeres gemacht hat.

Erschöpft von all den Eindrücken lässt sich die Redakteurin neben einem Computer nieder, auf dem fantastische Videoproduktionen von Jugendlichen zu sehen sind. Dort sitzt, ebenfalls zur Pause, ein Berliner Jugendarbeiter. Im Angesicht all dieser Kreativität frage ich ihn: Ist Berlin im bundesdeutschen Vergleich im Bereich der Jugendhilfe wirklich so schlecht aufgestellt?

Der Jugendarbeiter erzählt, dass es in Berlin ein Gesetz gibt, nachdem alle 12 Bezirke 10% ihres Etats für Jugendhilfe ausgeben müssen. Gerade die ärmeren Bezirke, in denen Jugendhilfe noch viel nötiger ist, gäben teilweise nur 4% aus. In einer Petition (<link http: berlinerinitiativejugendarbeit.wordpress.com zur-petition-und-hintergrundinfos _blank external-link-new-window external link in new>berlinerinitiativejugendarbeit.wordpress.com/zur-petition-und-hintergrundinfos/) setzen sich die Berliner Jugendarbeiter derzeit für die ausreichende Finanzierung von Kinder- und Jugendarbeit ein.

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