Kinder- und Jugendhilfetag

Jugendliche finden Pfad

Auf dem 15. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Berlin gab es eine eigene Halle für Jugendverbände. Verschiedenste Gruppen präsentierten sich dort: Die Falken, die Deutsche Sportjugend, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und viele mehr. Maria Reimer hat sich umgesehen und mit einigen gesprochen.

06.06.2014

Von Maria Reimer

Ich bleibe am Stand des rdp hängen, des Rings deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände. Pfadfinder: Die kennt man, so grob. Aber was machen sie genau? Das finde ich im Gespräch mit Vera Sadowski und Sebb Huber heraus.

"Wer seid ihr?"

Mein Blick fällt auf den Aufsteller, der die gesamte Fläche braucht, um zu erklären, wer sie sind. Das könnte länger dauern...

Vera: "Wir sind der Ring deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (rdp). Bei uns sind vier große Pfadfinderorganisationen unter einem Dach: Der BdP, das ist der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Sie sind überkonfessionell. Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), das sind katholische Pfadfinder. Die PSG sind die Pfadfinderinnenschaft St. Georg, das sind die katholischen Pfadfinderinnen. Und der Verband Christlicher Pfadfinderinnnen und Pfadfinder (VCP), das sind die evangelischen Pfadfinder."

"Der Bund der Deutscher Katholischen Jugend, der den Stand gegenüber von euch hat, schreibt auf einem großen Banner: „Uns schickt der Himmel.“ Wer schickt euch?"

Sebb: "Wir haben einen Auftrag, die Welt besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben. Das ist ein Zitat von Lord Robert Baden-Powell, unserem Gründer, und der Leitspruch für alle Pfadfinder."

Vera: "Und dann schickt uns natürlich unser Chef. Wir beide sind hauptamtlich bei den Pfadfindern."

"Warum seid ihr nicht bei einer anderen Jugendorganisation aktiv?"

Sebb: "Ich wurde mit 7 Jahren von meinen Eltern zu den Pfadfindern geschickt. Es hat mir gefallen, und seitdem bin ich dabei geblieben."

Vera: "Ich wurde von einer Freundin mitgenommen."

"Habt ihr ein Nachwuchsproblem?"

Beide: "Wir haben keins!"

Sebb: "Scherz. Wir wollten herausfinden, ob wir exklusive Tendenzen haben. Dazu haben wir uns mit der <link http: www.jugendhilfeportal.de forschung jugendforschung artikel eintrag sinus-studie-wie-ticken-jugendliche-2012-erschienen _blank external-link-new-window external link in new>Sinus-Jugendstudie beschäftigt. Die Studie fasst die jungen Menschen hier in Deutschland in sieben Milieus zusammen."

Vera: "Bei uns zum Beispiel kommen die meisten aus dem bürgerlich-konservativen Milieu. Ein paar kommen auch aus dem grünen Milieu. Das heißt in der Studie nicht so, aber so habe ich mir das immer gemerkt. Wir möchten in Zukunft gern mehr Menschen aus dem sozial benachteiligten Milieu erreichen. Dafür teilen wir uns mit dem <link http: www.skf-zentrale.de _blank external-link-new-window external link in new>Sozialdienst Katholischer Frauen ()  eine Projektstelle, um daran zu arbeiten. Und wir haben einen Kollegen in Nord-Ost, der in Halle und Leipzig sitzt und versucht, dort die Pfadfinder bekannt zu machen. Im Osten sind wir fast gar nicht präsent. Da gibt es ja, auch auf Grund der fehlenden Kirchenzugehörigkeit, viel weniger Menschen aus den Milieus, aus denen wir uns sonst zusammensetzen."

"Was ist das Beste, das dir je bei den Pfadfindern passiert ist?"

Sebb: Ich habe die Zeltlagerleitung für 3000 Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren gemacht – und es hat alles einwandfrei funktioniert. Das war Wahnsinn. 2008 war das.

Die Interviewerin schluckt. 3000 Kinder! "Aber das hast du nicht allein gemacht?"

Sebb: "Nein, wir waren ein Team von 7 Leitern."

"Wo, bitte, gibt es einen Zeltplatz für 3000 Kinder?"

Sebb: "In <link http: bundeszentrum.dpsg.de de startseite.html _blank external-link-new-window external link in new>Westernohe in Rheinland-Pfalz, das ist einer der größten Zeltplätze Deutschlands. 14 Hektar."

Vera: "Mein schönstes Erlebnis war das Versprechen, das sich meine 16- bis 20-jährigen Pfadfinder vor der untergehenden Sonne auf Sizilien gegeben haben."

"Was für das für ein Versprechen?"

Vera: "Das ist ein Ritual, das in jeder der drei Pfadfinderstufen (7-10 Jahre, 11-15 Jahre und 16-20 Jahre) stattfindet. Jeder Pfadfinder gibt vor allen anderen ein Versprechen ab, das inhaltlich zu unserem Leitspruch passt. Man gelobt, in seinen eigenen Worten und mit einem dem Alter gemäßen Schwerpunkt, die Welt besser zu verlassen, als man sie vorgefunden hat."

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