Kinder- und Jugendhilfetag

Kurzfilme für den jugendpolitischen Dialog

Mit Digital Storytelling drücken junge Erwachsene ihre Anliegen auf sehr persönliche Weise aus und richten sie an politische Entscheidungsträger. Die Naturfreundejugend Deutschlands präsentiert diese Methode auf dem 15. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Berlin.

04.06.2014

Von Anita Demuth

Eine warme Stimme fragt nach ihrem Freund, der ihr immer bei alltäglichen kleinen und großen Problemen geholfen hat. Der ihr die schweren Einkäufe getragen hat und der ihr zugehört hat. Er ist weg, fortgeschickt nach Togo. Vergilbte Fotos eines lächelnden jungen Mannes lassen erahnen, welch eine Freude die junge Frau verloren hat. Und dann stockt einem der Atem, als sie ins Nichts fragt, wie es ihrem Kind wohl gehe. Das hat sie auch schon lange nicht mehr gehört, geschweige denn gesehen.

Diese und andere Geschichten kann man in einem kleinen Kino in der Halle 7 des 15. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages in Berlin hören. Die Naturfreundejugend Deutschlands hat an ihrem Stand ein Kino eingerichtet. In einem schwarzen Zelt kann man sich auf neongrüne Sitzkissen oder eine Bierbank setzen und kurz von der Messe ab- und in die Lebenswelten einzelner junger Leute eintauchen.

In den zwei- bis fünfminütige Filmen porträtieren sie sich selbst. Die 15- bis 30-Jährigen erzählen aus dem Off und mit Fotos aus dem persönlichen Archiv über Erlebnisse, die sie geprägt haben. Es geht um Ängste, Probleme und Herausforderungen, aber darüber, wie sie diese überwunden haben und über sich hinausgewachsen sind.

So hat eine junge Frau, die nach außen einmal ein heranwachsender Junge war, in ihrer Heimat in Süddeutschland nur Unverständnis und Ausgrenzung erfahren. Erst als sie in die Region Berlin-Brandenburg zog, fand sie Halt, Solidarität und Akzeptanz für ihre spezielle Lebenswelt als Transsexuelle. Mittlerweile hat sie mehrere Gruppen in sozialen Medien zu Transidentität gegründet, in denen sich transidente Personen austauschen können.

Was die Protagonisten zu dem gemacht hat, der sie heute sind, ist mehr als persönliche Anekdoten. „Die persönlichen Geschichten spiegeln gesamtgesellschaftliche Verhältnisse wieder und werden dadurch politisch“, sagt Aila Noeren von der Naturfreundejugend Deutschlands. Deshalb bietet der auf Solidarität und in der sozialistischen Tradition stehenden Jugendverband den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Geschichten in Kurzfilmen festzuhalten und in die Jugendpolitik einfließen zu lassen. Das Instrument wird „Digital Storytelling“ genannt und wird als im Rahmen des „Strukturierten Dialogs“ zwischen Jugendlichen und Politikern eingesetzt.  Letzteres wurde mit der EU-Jugendstrategie auf der lokalen bis zur europäischen Ebene eingeführt als Möglichkeit für Jugendliche und junge Erwachsene, sich aktiv an Jugendpolitik zu beteiligen.

Die Naturfreundejugend Deutschlands bietet Vereinen und Jugendgruppen an, bei ihnen Workshops durchzuführen, in denen sie Digital Storys gemeinsam produzieren. Insgesamt 5 Workshops mit je 10 Teilnehmern werden von dem  EU-Programm „Jugend in Aktion“ gefördert. In der kommenden Wintersaison stellt der Jugendverband gemeinsam mit den Amateurregisseuren ihre Kurzfilme in einer Dialogveranstaltung  Entscheidungsträgern vor.

Die Naturschutzjugend bietet eine Einführung in die Methode des Digital Storytellings  für Messebesucher an. Schauen Sie bei Interesse am 4.6. um 12:30 Uhr in der Halle 1.1 im Raum Hamburg vorbei.

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