Kinder- und Jugendhilfetag

Alevitische Jugend auf dem DJHT: So präsent sein, wie es geht

Berin Karatag am BDAJ-Stand auf der Fachmesse des DJHT

Der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V. ist dieses Jahr auf dem Kinder- und Jugendhilfetag vertreten. Mit ihrem Projekt 'Tacheles' engagieren sich die jungen Mitglieder gegen Extremismus und Diskriminierung.

31.03.2017

von Yasmin Jancleas

"Alevitisch ist, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht", so lautet das Motto des Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V. (BDAJ). Der Verein ist dieses Jahr mit einem eigenen Stand auf dem Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) vertreten.

"Einfach gehört zu werden. So präsent sein wie möglich, das ist für Aleviten als verfolgte Minderheit sehr wichtig", sagt Berin Karatag. Auf der dreitägigen Messe gehe es darum, die Leute über den BDAJ und das Alevitentum im Allgemeinen aufzuklären und zu informieren. Die 19-Jährige ist seit sieben Monaten Mitglied in der Jugendgruppe in Dortmund und spricht nun am Stand des Bunds der Alevitischen Jugend mit interessierten Messebesuchern.

"Gott ist in uns allen drin"

Aleviten werden laienhaft häufig mit Muslimen gleichgesetzt oder als liberalere Strömung des Islam bezeichnet. Tatsächlich verstehen weithin Anhänger das Alevitentum als eigenständigen Glauben. Das Alevitentum ist eine vor allem in der Türkei verbreitete Glaubensrichtung. Laut BDAJ handelt es sich um eine humanistische Lehre.

"Gott ist in uns allen drin", beschreibt Berin. Aleviten glaubten zwar an Gott, doch im Mittelpunkt stehe bei ihnen der Mensch. Zentrale Aspekte des Alevitentums sind außerdem Naturverbundenheit, die Gleichstellung der Geschlechter, Toleranz und Weltoffenheit. Auch als praktizierte Religion unterscheidet sich der alevitische Glaube vom Islam. So besuchen Aleviten keine Moscheen sondern treffen sich in sogenannten Cem-Häusern. In diesen Glaubenszentren tritt auch der BDAJ in Erscheinung.

Die Themen welche der Verein den Jugendlichen näher bringt behandeln nicht nur das Alevitentum. Inhaltlich stehen bei der Jugendarbeit des BDAJ jugend-, integrations- und umweltpolitische Themen im Fokus. Auch Feminismus und Homophobie seien wichtige Themen, so Berin. Und natürlich auch Aufklärung über den eigenen Glauben. Gleichzeitig reagiert der BDAJ auch auf aktuelle Herausforderungen innerhalb der Gesellschaft, indem er sich für Flüchtlinge engagiert. Um Integration zu fördern, hätten die jungen Aleviten in Dortmund geflüchtete Jugendliche zum Fußballspielen, Bowling und ins Museum mitgenommen, berichtet Berin.

Projekt "Tacheles – Klare Kante gegen Extremismus"

Glaubensarbeit, Dialog, Vernetzung – für Aleviten sind solche gesellschaftlichen Instrumente keine Selbstverständlichkeit. Die Verfolgung der alevitischen Minderheit in der Türkei hat eine lange Geschichte. Ihre Diskriminierung ist bis heute aktuell.

In Deutschland engagiert sich der BDAJ gegen Diskriminierung. Es gehe darum diskriminierendes Verhalten als solches zu erkennen und herauszufinden, wie man sich wehren kann, erklärt Berin. Auf dem DJHT stellt der Verein dazu "Tacheles – Klare Kante gegen Extremismus" vor. Das Kooperationsprojekt mit der katholischen Landjugendbewegung Deutschlands e.V. läuft seit Januar 2016. Jugendliche sollen gegen Extremismus und Antisemitismus sensibilisiert werden und eigenständig Kleinprojekte in den jeweiligen Untergruppen der Verbände umsetzen. Zusätzlich werden Schulungen für Multiplikator/ -innen angeboten.

Der BDAJ als bundesweiter Verein

Der BDAJ wurde 1994 gegründet und ist eine der größten von Migrant/-innen organisierte Jugendselbstorganisationen Deutschlands. Er vertritt im Land die Interessen von rund 78.000 alevitischen Jugendlichen. Der Verein ist in vier Regionalverbände unterteilt, den BDAJ in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Norden (Bremen, Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein, Niedersachsen) und Nordrhein-Westfalen.

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