Kinder- und Jugendhilfetag

80.000 mal Chancen für Kinder und Jugendliche – der Vormund mischt mit und manchmal auf?

Zum ersten Mal hat die Vormundschaft sich als eigenständiger Bereich der Jugendhilfe auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag präsentiert. Knapp 200 Zuhörende, neben Vormündern und Pflegenden auch Vertretende der Allgemeinen Sozialen Dienste, von Einrichtungen und Jugendamtsleitungen waren gekommen.

01.06.2017

Unter dem Titel "80.000 mal Chancen für Kinder und Jugendliche – der Vormund mischt mit und manchmal auf?" berichteten und diskutierten der langjährige Vormund Peter Nied (StJA Stuttgart), Prof. Dr. Karsten Laudien (Ev. Hochschule Berlin) und Jacqueline Kauermann-Walter (Sozialdienst katholischer Frauen, Zentrale Dortmund) die Aufgaben der Vormünder, die Abgrenzung zu und Kooperation mit Diensten und Einrichtungen der Jugendhilfe. Die Moderation lag bei Henriette Katzenstein (DIJuF).

Der Vormund handelt an Eltern statt

Was genau, diese Frage wurde gestellt, macht die vormundschaftliche Betätigung aus. "Der Vormund handelt an Eltern statt", so Karsten Laudien, sei nur ein Teil der Antwort, denn auch die Pflegeeltern oder Heimerzieher/innen übernehmen elterliche Aufgaben und es ist nicht Aufgabe des Vormunds, eine möglichst enge (elterliche) Bindung zum Kind/Jugendlichen herzustellen. Auch das parteiliche Eintreten für die Interessen des Kindes/ Jugendlichen und dessen rechtliche Vertretung ist zwar ein wichtiger Baustein in der vormundschaftlichen Tätigkeit, aber noch nicht die ganze Antwort. Denn, so Peter Nied, der Vormund ist nicht einfach "Erfüllungsgehilfe der Wünsche" des Kindes oder Jugendlichen.

Den "roten Faden" im Leben suchen

Der Vormund – das kristallisierte sich schließlich deutlich heraus – hat die ganz besondere Aufgabe, mit dem Kind oder Jugendlichen zusammen den "roten Faden" in dessen Leben zu suchen, zu finden und gemeinsam daran weiterzuspinnen. Er soll gewährleisten, dass das Kind oder der Jugendliche sich mit seiner eigenen Herkunft, seiner Geschichte und deren Brüchen auseinandersetzen kann. Der Vormund unterstützt das Kind oder den Jugendlichen dabei, Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu finden. Denn für Kinder, die viele Brüche in ihrem Leben erfahren haben, ist es schwierig, "einen roten Faden" im eigenen Leben zu sehen. Ein solcher roter Faden erleichtert es aber, Pläne für die Zukunft zu entwickeln, die über einfache "Wünsche”"hinausgehen.

Der Vormund unterstützt das Kind oder den Jugendlichen also dabei, die Fragen zu beantworten: Wo komme ich her? Wer will ich einmal sein? Und was kann ich (und können Andere) dafür tun?

Quelle: Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V. 

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