Qualifizierung
Jahrestagung der GZA für Fachkräfte der Adoptionsvermittlungsstellen
Am 15. und 16. November 2016 kamen 82 Fachkräfte der Adoptionsvermittlungsstellen der Jugendämter und freier Träger aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland zusammen, um an der Jahrestagung der Gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle Rheinland-Pfalz und Hessen (GZA) mit dem Titel "Das Adoptionsviereck – Rechte der Beteiligten – Haltungen der Vermittlungsstellen" teilzunehmen.
22.11.2016
Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung, Detlef Placzek, hieß die Fachkräfte willkommen und betonte in seinem Grußwort, dass sich die Adoptionsvermittlung ausschließlich am Kindeswohl zu orientieren habe. Er wisse, dass die Adoptionsvermittlungsstellen in den letzten Monaten häufig mit Wünschen von Bürgerinnen und Bürgern befasst waren, die ein geflüchtetes Kind oder einen unbegleiteten, ausländischen Jugendlichen adoptieren wollten.
"Insbesondere der Wunsch, vielen Flüchtlingskindern eine langfristige Perspektive in Deutschland über eine Adoption zu ermöglichen, ist verständlich, aber häufig der falsche Ansatz. Vielmehr geht es darum, Perspektiven aufzuzeigen, die auch unter Umständen eine Rückkehr ins Heimatland oder eine Familienzusammenführung ermöglichen. Hier hat die Jugendhilfe eine besondere Aufgabe", erläuterte Placzek.
Den ersten Fachvortrag hielt Dr. Rainer Kemper, Dozent für Familienrecht und Mitautor des Rechtskommentars "Adoptionsrecht". Er gab einen Überblick über die Interessen der einzelnen Beteiligten im Adoptionsverfahren und zeigte auf, wo die Rechte der abgebenden Eltern, des Kindes und der Adoptiveltern im Gesetz zu finden sind und wie diese im Adoptionsprozess beachtet werden müssen. Zudem referierte er über die Ansprüche adoptierter Menschen bei der Suche nach ihrer Herkunft.
Anschließend nahm die Sozialarbeiterin und systemische Therapeutin Eva Ris Situationen der abgebenden Eltern in den Blick. Ihr Vortrag mit dem Titel "Abgebende Eltern – Rabeneltern? Über die Herausforderung die Entscheidung zu achten und zu respektieren" zeigte sie auf, welche Gefühle die abgebenden Eltern nach der Freigabe ihres Kindes zur Adoption oft lebenslang begleiten und wie man mit den Herkunftseltern auch nach der Adoption arbeiten kann.
Karin Dymale-Eckert, pädagogische Fachkraft in der GZA, berichtete am Ende des ersten Tages über Arbeitsschwerpunkte der GZA und ging auf Entwicklungen in verschiedenen Herkunftsländern von Adoptivkindern ein.
Den zweiten Tag begann Frau Birgit Zeller, Leiterin des Landesjugendamts und Abteilungsleiterin im LSJV. Sie stellte die aktuellen Entwicklungen bei der SGB VIII-Reform vor. Iris Egger-Otholt, die Leiterin der GZA, schloss sich mit ihrem Vortrag über aktuelle Entwicklungen im Bereich des Adoptionswesens und über den Reformbedarf im Adoptionsrecht an. In diesem Zusammenhang stellte sie die Arbeit der GZA in bundesweiten Gremien vor und präsentierte den Fachkräften einen Ausblick darauf, was sich bei der angestrebten Reform des Adoptionsvermittlungsrechtes alles ändern könnte.
GZA-Kollegin Victoria Felsberg brachte den Fachkräften anhand von best-practice-Beispielen die Aktenführung, Aktenaufbewahrung und den adoptionsspezifischen Datenschutz näher.
Diplom-Psychologe Volker Büch stellte die Aufgabe der Eignungsprüfung von zukünftigen Adoptiveltern in den Mittelpunkt seines Beitrages. Er vermittelte den Teilnehmenden, welche Fähigkeiten und Ressourcen künftige Adoptiveltern benötigen, um der Erziehung von Adoptivkindern gerecht zu werden und deren Entwicklung angemessen zu begleiten. Er ging auf unterschiedliche Bewerbergruppen wie Stiefeltern, Verwandte als Adoptiveltern, Alleinerziehende oder Adoptiveltern mit leiblichen Kindern ein.
Am Ende der Tagung präsentierten die beiden Sozialarbeiterinnen des Jugendamtes Berlin-Mitte Kerstin Kubisch-Piesk und Heike Schlizio-Jahnke das Modell des Familienrates. Hierbei geht darum, dass Familien gemeinsam mit Verwandten, Freunden und weiteren Personen aus der Lebenswelt zusammen kommen und Ideen für die Lösungen ihrer Probleme entwickeln. Die Beteiligten entwickeln gemeinsam einen Plan, für den alle Verantwortung übernehmen. Bei diesem Prozess werden sie von fachkundigen Koordinatoren oder Koordinatorinnen unterstützt. Bevor die Veranstaltung endete entspannen sich intensive Diskussionen unter den Fachkräften, wie dieses Modell auch für Adoptivfamilien genutzt werden kann.
Cornelia Lange, Abteilungsleiterin im hessischen Sozialministerium verabschiedete die Teilnehmenden und fasste zusammen, dass die Tagung vieles angeboten hat, was die Fachkräfte mit in ihren Arbeitsalltag nehmen können und von dem sie hoffentlich noch lange profitieren.
Quelle: Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz vom 21.11.2016
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