Integrale Straffälligenarbeit am Beispiel der Jugendanstalt Neustrelitz

Auf Initiative des Bundesministeriums für Justiz besucht heute eine Delegation der Howard League for Penal Reform (Großbritannien) sowie die Leiterin der Referats "Strafvollzugsrecht, Bewährungshilfe" im Bundesministerium für Justiz die Jugendanstalt Neustrelitz.

20.11.2009

Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU): "Nach den Besuchen der internationalen Delegationen aus der Türkei, dem Libanon, Schwedens und der Schweiz begrüße ich heute sehr herzlich die Präsidentin von Howard League für Penal Reform, Frau Frances Crook, sowie die Vertreterin des Bundesministeriums für Justiz, Frau Gudrun Tolzmann, in der Jugendanstalt Neustrelitz. Das große internationale Interesse an dem in Mecklenburg-Vorpommern praktizierten Strafvollzug zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind!"

Die Justiz in Mecklenburg-Vorpommern hat als erstes Flächenland bereits seit 2007 eine verbindliche Kooperation zwischen Vollzugseinrichtungen und Bewährungshilfe umgesetzt - bekannt unter dem Kürzel "InStar" (Integrale Straffälligenarbeit). Die enge Verzahnung von Vollzugseinrichtungen und Bewährungshilfe beinhaltet ein standardisiertes Verfahren zur Optimierung der Kontroll- und Unterstützungsdichte.

"Die Gefangenen werden damit in ein aufeinander abgestimmtes geschlossenes Hilfs- und Überwachungssystem eingebunden," erläutert Justizministerin Kuder. "Die Entlassungssituation von Gefangenen wird dadurch deutlich verbessert, die Resozialisierungschancen erhöht und die Gefahr von Wiederholungstaten gesenkt. Damit verbessern wir den Schutz der Bevölkerung und reduzieren das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden."

Der heutige Besuch der Delegation aus Großbritannien richtet den Fokus auf die Jugendanstalt Neustrelitz.

Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU): "Der Jugendvollzug in Neustrelitz hat "Vorzeigecharakter": Jeder zu einer Straftat verurteilte jugendliche Straftäter durchläuft hier ein umfangreiches Diagnose- und Aufnahmeverfahren. In diesem werden auf der Grundlage festgestellter Defizite und der begangenen Straftaten die Teilnahme an spezifischen Behandlungsmaßnahmen festgelegt."

"Besonders hervorheben möchte ich die Sozialtherapie", so Ministerin Kuder. "Dort werden Täter therapiert, bei denen die Straffälligkeit vor allem auf das Fehlen allgemeiner sozialer Fähigkeiten zurückzuführen ist. Sie gelten nicht als psychisch krank, weisen aber Störungen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung auf. In der Sozialtherapie müssen sich die Gefangenen mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und sich ihren Straftaten stellen. So lernen sie zu verstehen, was sie mit ihrem Verhalten für einen Schaden angerichtet und Menschen an Leid zugefügt haben."

Die Jugendanstalt Neustrelitz wird der Delegation von Howard League for Penal Reform und den Vertretern des Bundesministeriums für Justiz einen umfassenden Einblick in den Justizvollzug in Mecklenburg-Vorpommern geben: Neben der Präsentation der Projekte "Integrale Straffälligenarbeit" (InStar) und "Zusammenarbeit mit den Jugendgerichtshilfen" werden sie den Jugendarrest in Neustrelitz, die Vollzugsabteilungen mit den Bereichen Untersuchungshaft, Frauen und Mutter-Kind-Bereich kennenlernen, sowie die Ausbildungsbetriebe "Farb- und Raumgestaltung", "Tierzucht" und die Abteilung "Schulische Bildung" besuchen.

Information zu Howard League for Penal Reform:

Howard League for Penal Reform ist als älteste Strafrechtsreformorganisation der Welt die älteste gemeinnützige Nichtregierungsorganisation Großbritanniens, die sich für Strafrechts- und Strafvollzugsreformen einsetzt. Sie leistet insbesondere Öffentlichkeitsarbeit über verbesserungsbedürftige Zustände in britischen Gefängnissen, Selbsttötungen in Anstalten, Überbelegung und Jugendvollzug. Außerdem zeichnet sich Howard League for Penal Reform verantwortlich für Forschungsprogramme. Im Laufe ihrer 140-jährigen Geschichte hatte und hat die Howard League for Penal Reform einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung der Strafjustizpolitik in Großbritannien. Ihre Mitglieder setzen sich aus allen Teilen der Gesellschaftzusammen - von Abgeordneten, Studenten, Juristen bis hin zu Gefangenen.

Quelle: Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern

Back to Top