Halbzeit im Nürnberger Modellprojekt "Perspektiven für Familien - Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem"

Aus einer Kindheit in Armut und Perspektivlosigkeit kann lebenslange Benachteiligung entstehen – in materieller Hinsicht, aber insbesondere in Hinblick auf gesellschaftliche Teilhabe, Bildungs- und Berufschancen. In einem bisher bundesweit einmaligen dreijährigen Modellprojekt sollen Bedarfsgemeinschaften mit Kindern, bei denen eine verfestigte Arbeitslosigkeit besteht, in das Erwerbsleben integriert werden.

01.02.2012

"Gerade die sehr gute Arbeitsmarktsituation bietet eine hervorragende Chance, dass nun endlich auch Langzeitarbeitslose mehr vom Aufschwung profitieren. Dazu müssen wir sie stärker in ihren sozialen Zusammenhängen sehen. Denn oftmals ist Langzeitarbeitslosigkeit bereits seit Jahren 'gewachsen' und innerhalb der Familie 'vererbt'. Statt eines bloßen Stellenangebots ist hier ein ganzheitlicher Ansatz wichtig, der die ganze Familie mit einbindet. Mit unserem bundesweit einmaligen Projekt 'Perspektiven für Familien - Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem' setzen wir genau hier an. Jobcenter und Jugendamt arbeiten hier Hand in Hand zusammen und bieten Familien eine intensive und umfassende Betreuung und Begleitung, die ihnen eine positive Perspektive gibt. Dies umfasst auch Beratung bei Schulden- und Wohnungsproblemen sowie Betreuungsangeboten für Kinder. Die 10 Millionen Euro, mit denen wir dieses und das vergleichbare Projekt TANDEM in Fürth fördern, sind bestens angelegt", so Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer heute in Nürnberg.

Das dreijährige Modellprojekt ist Teil des von der Bayerischen Staatsregierung aufgelegten Strukturprogramms Nürnberg-Fürth. Das Angebot richtet sich an Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen. Qualifizierung, Beschäftigung und familienunterstützende Angebote sollen für die gesamte Familie, Eltern wie Kinder, neue Perspektiven schaffen.

Haderthauer weiter: "Mein Ziel ist, Arbeitslose nachhaltig und dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Daher verfolgen wir bei 'Perspektiven für Familien' eine 'Drei-Phasen-Strategie': Zunächst bereiten Jobcenter und Jugendamt die Erwerbsfähigen individuell und passgenau auf den Arbeitsmarkt vor. Im nächsten Schritt erfolgt die Integration der Teilnehmenden in den Arbeitsmarkt und anschließend die Stabilisierung der neuen Situation. Der Erfolg gibt uns recht. Ich werde mich daher weiter dafür einsetzten, dass diese Strategie auch außerhalb von Nürnberg und Fürth angewandt wird."

Der Nürnberger Referent für Jugend, Familie und Soziales, Reiner Prölß, freut sich über die hohe Vermittlungsquote im Modellprojekt "Perspektiven für Familien - Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem". Seit dem Start im Juli 2010 sind unter der Projektleitung des Referates für Jugend, Familie und Soziales und unterstützt vom Jobcenter Nürnberg-Stadt, 295 Nürnberger Familien in das Modellprojekt aufgenommen worden. In Fachkräfte-Tandems, die aus Mitarbeitern des städtischen Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) und Vermittlungskräften der städtischen Tochter Noris-Arbeit (NOA) gGmbH bestehen, wurden bisher rund 300 Erwachsene in geförderte Arbeitsgelegenheiten vermittelt, über 400 Kurse, Seminare und Weiterbildungen auf den Weg gebracht, für ca. 220 Kinder individuelle Lernförderung, Musikunterricht, Mitgliedschaft in einem Sportverein oder Teilnahme an Ferienfahrten und Ferienprogrammen organisiert.

"71 Familien haben das Projekt bislang beendet. In der Folge konnten davon 21 Teilnehmer im ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen. Nicht nur diese Vermittlungsquote von 30 Prozent ist ein großer Erfolg, sondern auch die Perspektiven, die das Modellprojekt den Kindern bietet", lobt Prölß die erste Phase des Modellprojektes. "Neben der Tatsache, dass die Eltern durch ihre Berufstätigkeit ein Vorbild für ihren Nachwuchs abgeben, gibt es zahlreiche Angebote zu Themen wie Erziehungssicherheit und individuelle Förderung der Kinder sowie viele Freizeitaktivitäten."

"Häufig müssen erst Schwierigkeiten und Hindernisse des Alltags vom fehlenden Hortplatz über die zu kleine Wohnung bis hin zur Schuldenproblematik angegangen werden, bevor der Kopf frei ist für den Arbeitsbeginn", erklärt die Projektleiterin Maria Roth. "Spüren die Familienmitglieder jedoch, dass sie bei der Bewältigung ihrer Sorgen tatkräftig unterstützt werden, kann dies einen regelrechten Motivationsschub auslösen. Zudem verbessert sich auch die durch Langzeitarbeitslosigkeit häufig belastete und konfliktbeladene Situation in der Familie. Berufliche Integration und gesellschaftliche Teilhabe gelingen damit Hand in Hand, das Modell des Fachkräfte-Tandems hat sich bewährt", so Roth weiter.

Sozialreferent Prölß wünscht sich eine Verstetigung der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Arbeitsvermittlung: "Das Modellprojekt zeigt schon jetzt deutlich, dass die Kooperation dieser beiden Systeme positive Auswirkungen für Familien im SGB-II-Bezug hat und strukturell bedingte Hindernisse auf diese Weise beseitigt werden. Sie sollte daher Grundsatz der aktiven Arbeitsmarktpolitik werden."

Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

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