Sozialpolitik

Ausbildungsjahr 2012: Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber, zugleich steigt der Fachkräftemangel

Der aktuelle Berufsbildungsbericht zieht eine positive Bilanz des Ausbildungsjahres 2012. Erneut standen mehr Ausbildungsstellen zur Verfügung als Bewerberinnen und Bewerber. Zugleich stieg der Fachkräftemangel.

15.05.2013

Im Ausbildungsjahr 2011/2012 wurden 551.272 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Zum fünften Mal hintereinander gab es mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (33.275) als unversorgte Bewerber (15.650). <link http: www.jugendhilfeportal.de politik sozialpolitik artikel eintrag bundeskabinett-beschliesst-berufsbildungsbericht-2013 external-link-new-window external link in new>Nachzulesen ist das im Berufsbildungsbericht, den das Kabinett beschlossen hat.

Die Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Industrie- und Handelskammertag prognostizieren, dass sich die positive Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt fortsetzen wird. Um weiter jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten, wollen Bundesregierung und Wirtschaft den "Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs" bis 2014 fortsetzen.

Das duale Ausbildungssystem hat sich in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise als relativ stabil erwiesen. Es wird auch verantwortlich gemacht für die Spitzenposition Deutschlands mit der EU-weit niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit von 8 Prozent. Zum Vergleich: In der gesamten Europäischen Union liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 23,4 Prozent; in Spanien und Griechenland weit über 50 Prozent. Deutsche Fachkräfte sind hoch qualifiziert und haben nach der Ausbildung gute Möglichkeiten, in den Arbeitsmarkt überzugehen.

Fachkräftemangel bereitet Sorgen

Was für die Jugendlichen erfreulich ist, macht den Betrieben zunehmend Sorgen. Bis 2030 wird die Altersgruppe junger Menschen zwischen 17 und 25 Jahren um rund ein Fünftel schrumpfen. Parallel hält der Trend zu höheren Schulabschlüssen an. Die Konkurrenz zwischen dualer Ausbildung und Hochschulbildung nimmt zu. Mehr als ein Drittel der Betriebe konnte eine oder mehrere Ausbildungsstellen nicht besetzen. Die Gesundheits- und Pflegebranche suchen händeringend Arbeitskräfte. Tausende Erzieherinnen und Erzieher fehlen.

"Bildungsketten" für den Abschluss und den Anschluss

Nach wie vor gibt es noch zu viele Bewerberinnen und Bewerber, denen der Übergang von der Schule in die Ausbildung nicht sofort gelingt. Schülerinnen und Schüler haben Defizite in Lesen, Schreiben und Rechnen. Auch diese Jugendlichen werden gebraucht, damit es in Zukunft genügend Fachkräfte gibt. Deshalb gibt es zum Beispiel die Initiative "Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss". Mit diesem Programm fördert die Bundesregierung, dass sich lerngefährdeter Schülerinnen und Schüler beruflich orientieren können und die Ausbildungsreife erlangen.

Begabung vor der Berufsorientierung testen

Jeder Jugendliche hat unterschiedliche Begabungen. In der siebten Klasse werden die Fähigkeiten getestet. Ein praxisorientiertes Berufsorientierungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung soll Schulabbrüche verhindern helfen. Berufseinstiegsbegleiter betreuen die Jugendlichen auf ihrem Weg in die Ausbildung.

Mit dem Programm "Jobstarter" wird die Ausbildungsstruktur fortentwickelt. Unternehmen, die wenig Erfahrung mit Ausbildung haben, werden durch Jobstarter unterstützt. Rund 62.608 Ausbildungsplätze wurden so geschaffen. Jobstarter fördert auch die Ausbildung in Teilzeit. Das Programm wird bis 2013 mit 125 Millionen Euro gefördert, auch mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds.

Leistungsschwache Jugendliche sind auch Zielgruppe des Bundesprogramms "Jobstarter Connect". Bis 2013 werden für sie bundeseinheitliche Ausbildungsbausteine erprobt, auf die später eine Lehre aufbauen kann.

Die duale Ausbildung soll auch für leistungsstärkere Jugendliche attraktiv werden. Deshalb hat die Bundesregierung im Herbst 2011 die bundesweite Kampagne "Berufliche Bildung – Praktisch unschlagbar" gestartet. Ihr Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler, Erwerbstätige, Unternehmer sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Chancen der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu informieren.

Ausbildung soll durchlässiger werden

Mit dem Wettbewerb "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen" setzen Bund und Länder ein Signal zur Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Damit werden berufsbegleitende Studiengänge für Qualifizierte ohne Abitur möglich. Außerdem fördert die Bundesregierung die Teilnahme qualifizierter Berufstätiger an Meisterkursen.

Weiterbildung ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und den Wohlstand Deutschlands. Beispielsweise erhielten 2011 rund 170.000 Menschen das Meister-Bafög. Aber auch für die Arbeitnehmer zahlt sich jedes zusätzliche Jahr in Schule, Ausbildung oder Studium aus: Über das gesamte Erwerbsleben hinweg erhöht sich die Bildungsrendite pro Ausbildungsjahr um fünf Prozent. Die Bildungsrendite ist das, was man durch Investition in die eigene Bildung mehr an Einkommen erzielen kann.

Im Juli 2013 Berufsweltmeisterschaft in Leipzig

Deutschland wird erstmals nach über 40 Jahren die vom Bundesbildungsministerium maßgeblich geförderte Berufsweltmeisterschaft "Worldskills" ausrichten. Alle zwei Jahre kämpfen Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter 23 Jahren bei der Weltmeisterschaft der Berufe um die Titel.

Die leistungsstärksten Auszubildenden aus rund 60 Staaten messen diesmal in Leipzig ihre Fähigkeiten in knapp 50 Berufen. Schirmherrin der WorldSkills 2013 ist Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dort zeigen junge Deutsche, dass sie weltweit konkurrenzfähig sind.

Berufsbildungsbericht bietet gute Übersicht

Der <link http: www.jugendhilfeportal.de politik sozialpolitik artikel eintrag bundeskabinett-beschliesst-berufsbildungsbericht-2013 external-link-new-window external link in new>Berufsbildungsbericht bietet neben Daten zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt eine gute Übersicht aller Programme und Initiativen, mit denen berufliche Ausbildung gefördert wird. Er reicht von "A" wie "Arena4You" (eine Berufsorientierungsinitiative) über "I" wie "Initiative Inklusion" (Berufliche Orientierung für Jugendliche mit Behinderung) bis "W" wie "Weiterbildungsstipendium".

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung vom 15.05.2013

Redaktion: Kerstin Boller

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