Jugendpolitik
Deutsches Kinderhilfswerk: Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland wieder aufwerten
Das Deutsche Kinderhilfswerk beklagt den zunehmenden Bedeutungsverlust der Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland. Die heute (24.01.2014) vorgelegten Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass der Anteil der Aufwendungen für die Kinder- und Jugendarbeit an den Gesamtausgaben der Kinder- und Jugendhilfe mit 5,04 Prozent den niedrigsten Wert seit Inkrafttreten des Kinder- und Jugendhilfegesetzes erreicht hat.
24.01.2014
Trotz gestiegener Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe um rund 1,7 Milliarden Euro insgesamt ist für den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ein leichter Rückgang der Ausgaben um rund 1,3 Millionen Euro zu verzeichnen.
„Durch diese chronische Unterfinanzierung sind immer wieder Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in ihrer Existenz bedroht oder mussten sogar bereits ihre Arbeit ganz einstellen. Dabei leiden insbesondere arme Kinder zunehmend unter der schlechten finanziellen Ausstattung in diesem Bereich. Das ist angesichts von 2,8 Millionen Kindern und Jugendlichen, die in unserem Land von Armut betroffen sind, nicht hinnehmbar. Armut stellt für Kinder ein bedrohliches Entwicklungsrisiko dar. Es ist erforderlich, dass alle Beteiligten der Kinder- und Jugendarbeit eine besondere Empathie für diese Gruppe entwickeln. Das ist jedoch nur möglich, wenn entsprechende Personal- und Ausstattungsressourcen vorhanden sind“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Egal ob in Jugendzentren, Verbänden, Zirkusprojekten, Zeltlagern, auf dem Abenteuerspielplatz, auf der Straße, an Szenetreffpunkten oder im Spielmobil: Überall wird wertvolle pädagogische Arbeit geleistet, die es unbedingt zu erhalten gilt. Kinder- und Jugendarbeit stellt eine wichtige Ergänzung zum leistungsbezogenen Lernen in der Schule dar. Denn hier können Kinder und Jugendliche eigene Akzente setzen, sich neue soziale Beziehungen erschließen, selbst Strukturen gestalten und eigenen, individuellen Vorlieben und Kompetenzen nachgehen, die oftmals im Schulkontext nicht zum Tragen kommen. Zugleich brauchen Kinder- und Jugendliche offene, freie Räume zur Entfaltung eigenständigen Engagements, um eine aktive partizipationsorientierte Rolle in der Gesellschaft zu entwickeln. Außerdem gehört zu den sozialpädagogischen präventiven Maßnahmen auch die Resilienzförderung. Die frühe Beteiligung von Kindern durchbricht den Kreislauf der Vererbung von Armut. Je mehr Kinder an Entscheidungs- und Planungsprozessen beteiligt werden, desto stärker und somit resilienter werden sie. Resilienzförderung kann Kindern helfen, ihre schwierige Lebenssituation besser zu überwinden. Dazu muss die Kinder- und Jugendarbeit ihren Beitrag leisten können“ so Hofmann weiter.
Nach Berechnungen des Deutschen Kinderhilfswerkes stehen für die Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland derzeit nur rund 10 Euro monatlich pro Kind zur Verfügung. „Natürlich sind die gestiegenen Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe insgesamt und speziell den Kitaausbau wichtig und richtig. Das darf aber nicht zu Lasten der Kinder- und Jugendarbeit gehen. Die Kinder- und Jugendarbeit darf nicht kaputt gespart werden. Auch dieser gesellschaftspolitische Bereich muss als gesamtstaatliche Aufgabe begriffen und entsprechend finanziell gefördert werden“ so Hofmann abschließend.
Das Deutsche Kinderhilfswerk unterstützt seit vielen Jahren Projekte, Einrichtungen und Initiativen der Kinder- und Jugendarbeit, die die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zum Grundsatz ihrer Arbeit gemacht haben. Dabei geht es um Beteiligung in Bereichen wie Entwicklung demokratischer Lebensformen und Umweltbewusstsein, kinderfreundliche Veränderungen in Stadt und Dorf, in der Schule, bei Spielplätzen. Die Schaffung sinnvoller Freizeitangebote und Möglichkeiten zur Entwicklung einer kulturellen Identität und Medienkompetenz sind ebenso Förderschwerpunkt. Mit diesem finanziellen Engagement ermöglich das Deutsche Kinderhilfswerk Maßnahmen und Projekte, die von der öffentlichen Förderung nicht unterstützt werden.
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