Kindertagesbetreuung

WiFF gibt Empfehlungen zur Sprachstandfeststellung bei mehrsprachigen Kindern

Die Erhebung des Sprachstands gehört in Kindertageseinrichtungen bundesweit zum Standard und ist bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern besonders komplex. Im Auftrag der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) wurden verschiedene Verfahren untersucht.

30.08.2012

Verfahren zur Sprachstandsfeststellung bei mehrsprachigen Kindern müssen viele Kriterien erfüllen: Sie sollten ermitteln, ob ein allgemein niedriger Sprachentwicklungsstand vorliegt, ob eine Sprache dominiert und ob der Transfer von der einen in die andere Sprache gelingt. Auch sprachbiografische Daten sind relevant, zum Beispiel zu Bezugspersonen, die in der Zweitsprache mit dem Kind sprechen.

Drorit Lengyel hat im Auftrag der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) sieben Verfahren daraufhin untersucht: CITO, SCREEMIK 2, ESGRAF-MK, Sprachlerntagebuch, sismik, LiSe-DaZ und HAVAS 5. Sie werden der Anforderung, die gesamtsprachliche Kompetenz mehrsprachiger Kinder zu erfassen, in unterschiedlichem Maße gerecht. Was allen fehle, sei die Berücksichtigung von Sprachgebrauchsformen wie das Wechseln, Mischen und Übersetzen von Sprachen.

Einsatz in Kindertageseinrichtungen

Aufgrund ihrer Erfahrungen im Bund-Länder-Modellprojekt "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund" (FörMig) empfiehlt Drorit Lengyel für sprachdiagnostische Tätigkeiten in Kindertageseinrichtung

  1. ein auf die Kindergruppe abgestimmtes Konzept der Einrichtung
  2. die Durchführung von Sprachstandserhebungen und Sprachförderung durch die Erzieherinnen und Erzieher
  3. ein kooperatives Kleinteam, dessen Mitglieder der Sprachstandsfeststellung und Sprachförderung verpflichtet sind und Experten zu Rate ziehen, wenn es um Sprachentwicklungsstörungen geht
  4. ein gestuftes Verfahren, bei dem zunächst ein Screening bei allen mehrsprachigen Kindern eingesetzt wird, um dann in einem zweiten Schritt bei Kindern mit schwachen Leistungen ein differenziertes Sprachprofil zu erstellen.

Weiterbildungen für Fachkräfte

Frühpädagogischen Fachkräften rät Drorit Lengyel eine Weiterbildung im Bereich der pädagogischen Sprachdiagnostik unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit. Diese sollte als Veranstaltungsreihe in der Einrichtung konzipiert sein und die Lernbereiche Migration und Mehrsprachigkeit, Linguistik, Zweitspracherwerb, Sprachentwicklungspsychologie, Grundlagen pädagogischer Sprachdiagnostik sowie Didaktik der Förderung umfassen. Ebenso wichtig ist, Erzieherinnen und Erzieher bei der Einführung sprachdiagnostischer Tätigkeiten zu begleiten und die Fähigkeit zur Selbstreflexion zu unterstützen.

Die WiFF Expertise "Sprachstandsfeststellung bei mehrsprachigen Kindern im Elementarbereich" von Drorit Lengyel kann auf dem <link http: www.weiterbildungsinitiative.de publikationen alle details artikel sprachstandsfeststellung-bei-mehrsprachigen-kindern-im-elementarbereich.html external-link-new-window external link in new>Webportal der WiFF kostenlos bestellt oder herunter geladen werden.  

Über die Autorin

Drorit Lengyel ist Professorin für Erziehungswissenschaft unter Berücksichtigung von Erziehung und Bildung in multilingualen Kontexten an der Universität Hamburg. Sie beschäftigt sich mit der sprachlichen Heterogenität in pädagogischen Institutionen sowie mit Diagnostik und Förderung bei Mehrsprachigkeit. 

Quelle: Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) vom 28.08.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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