Kindertagesbetreuung

Neue Berufe bereichern Kitas in Baden-Württemberg

Die Landesregierung Baden-Württemberg geht den Fachkräftemangel in den Kitas an. Der erweiterte Fachkräftekatalog in Baden-Württemberg gehört zu den neuen Instrumenten, um Abhilfe zu schaffen. Die erste Bilanz fällt positiv aus.

21.02.2014

Kultusstaatssekretärin Marion von Wartenberg verweist auf eine erste Bewertung des erweiterten Zugangs zum Berufsfeld Erziehung durch die Evangelische Hochschule Freiburg. "Wir können keine sinkenden Standards beobachten, vielmehr hat sich die Qualität verbessert", sagte sie der. Befürchtungen, die Betreuung werde sich verschlechtern, hätten sich nicht bewahrheitet.

Im vergangenen Mai war die Novelle des Kindertagesbetreuungsgesetzes in Kraft getreten. Damit wurde der sogenannte Fachkräftekatalog ausgedehnt. Nun werden auch Physio- und Ergotherapeutinnen, Krankengymnastinnen, Logopädinnen, Fachlehrerinnen für musisch-technische Fächer, Dorfhelferinnen oder Familienpflegerinnen als Fachkräfte anerkannt, wenn sie eine 25 Tage dauernde Zusatzqualifikation in frühkindlicher Pädagogik und Entwicklungspsychologie erwerben. Der Träger finanziert die auch berufsbegleitend mögliche Weiterbildung. Alternativ kann auch ein einjähriges betreutes Berufspraktikum nachgewiesen werden. Als Fachkräfte zählen auch Heil- und Kindheitspädagoginnen, Grundschullehrerinnen und Sozialpädagoginnen.

Hintergrund des Gesetzes ist der Personalmangel. "In manchen Kitas können bis zu 30 Prozent der Stellen nicht von Fachkräften besetzt werden", berichtete von Wartenberg. Die Landesregierung setze neben dem breiteren Fachkräftekatalog auch auf die neue Praxisorientierte Erzieherinnenausbildung (PIA), um verstärkt Menschen für den Beruf zu gewinnen. Während der Ausbildung bezahlen die Träger die Aspiranten. Dies soll auch mehr Männer in die Frauendomäne Kindergarten bringen.

Multiprofessionelle Teams gehen besser auf Kinder-Bedürfnisse ein

Nach Worten von Wartenbergs bilden sich infolge des erweiterten Fachkräftekatalogs "multiprofessionelle Teams" heraus, die besser als bisher auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und deren Mitglieder voneinander lernen können. Physiotherapeutinnen könnten bei der Integration behinderter Kinder helfen, Kinderkrankenpflegerinnen könnten sich in den Krippen um die Allerkleinsten kümmern.

Das neue Gesetz trage auch der Tatsache Rechnung, dass die nun offiziell hinzugenommenen Berufe bereits in den Kitas zu finden waren, und zwar mit einer Ausnahmegenehmigung des Kommunalverbandes Jugend und Soziales. Jährlich seien im ganzen Land verteilt 700 Anträge von Trägern genehmigt worden, andere Berufe neben dem Erzieherinnenberuf in den Einrichtungen zuzulassen. "Wir brauchen auch eine Kontrolle darüber, dass hier die Standards durchgängig gehalten werden."

Bei der Evaluation wurden Leiterinnen von 8.000 Kitas und deren Träger schriftlich befragt. Neben der Aufwertung der Arbeit sei eine noch stärkere Nachfrage nach Weiterbildung beobachtet worden. Träger und Einrichtungsleitung seien mit den Stellenbesetzungen der vergangenen zwölf Monate überwiegend zufrieden ebenso mit der personellen Zusammensetzung der Teams. «Die neuen beruflichen Kompetenzen im Team sind für die bisherigen Erzieherinnen Anstoß und Ermutigung, sich neue Gebiete zu erschließen», erläuterte von Wartenberg. Der Trend zu akademischen Abschlüssen nehme zu. Das werde sich infolge der PIA noch verstärken, sagte von Wartenberg voraus. Deren Absolventen haben zu 50 Prozent eine Hochschulzugangsberechtigung.

Eine weitere Bewertung ist vorgesehen, bei der Wissenschaftler 25 Teams in Kindertageseinrichtungen über 18 Monate begleiten. Dabei wird nach Arbeitszufriedenheit, Teamgeist und Umgang mit den unterschiedlichen Qualifikationen und Kompetenzen gefragt.

Für von Wartenberg muss zum Ziel einer weit gefächerten Qualifizierung in der Kinderbetreuung noch eines hinzukommen: "Ich wünsche mir auch mehr multikulturelle Teams, die den Hintergrund der Kinder aus den verschiedenen Nationen widerspiegeln."

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