Kindertagesbetreuung

Kita-Verpflegung in Deutschland entspricht nicht den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung ist die Kita-Verpflegung in Deutschland unzureichend ausgestattet und unterfinanziert. Kinder erhalten in Tageseinrichtungen keine ausgewogene Ernährung.

30.06.2014

Obwohl immer mehr Kinder in der Kita zu Mittag essen, entspricht ihre Verpflegung nur in jeder dritten Einrichtung anerkannten Standards. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Bertelmann Stiftung, die Kosten und Qualität des Mittagessens in Kitas untersucht hat. Lediglich 12% der Kitas reichen demnach genügend Obst, nur in 19% der Einrichtungen kommt häufig genug Salat und Rohkost auf den Tisch. Auch Fisch steht zu selten auf dem Speiseplan, während 75% der Kitas zu häufig Fleisch servieren.

Ein weiteres Manko ist die Ausstattung der Einrichtungen, von denen nur etwa 30% über eigene Räumlichkeiten für die Mahlzeiten ausgestattet sind. In den meisten Kitas muss im Gruppenraum gegessen werden.

Die Finanzierung der hauswirtschaftlichen Personal-, Küchen- und Raumausstattung sowie der Betriebskosten und auch der Lebensmittelkosten ist in den meisten Bundesländern nicht verbindlich und einheitlich geregelt. Auch deshalb unterscheidet sich das einkommensunabhängige Essensgeld der Eltern für Mittagsverpflegung erheblich: Es reicht von 75 Cent bis zu sechs Euro pro Mahlzeit. Durchschnittlich zahlen Eltern den Kitas 2,40 Euro für ein Mittagessen ihrer Kinder. Damit hängt die Qualität des Mittagessens der Kinder von den Entscheidungen und Zuschüssen der jeweiligen Träger oder der Kommune ab. Denn eine gesunde und ausgewogene Mittagsverpflegung, die den DGE-Standard erfüllt, kostet der Studie zufolge mindestens 4 Euro. Wenn jedes Kind, das in seiner Kita isst, täglich ein gesundes Mittagessen erhalten soll, müssten jährlich 1,8 Milliarden Euro bundesweit aufgewendet werden. Das sind bis zu 750 Millionen Euro mehr als Eltern heute ausgeben. "Bund, Länder, Kommunen, Träger und Eltern müssen sich verbindlich über die Finanzierung einer ausgewogenen Mittagsmahlzeit verständigen, damit jedes Kind in der Kita gesund verpflegt werden kann", sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.
Bundeseinheitliche Qualitätsstandards sowie verbindliche Finanzierung von Kita-Verpflegung gewinnen auch deshalb an Bedeutung, weil inzwischen bundesweit mehr als 1,8 Millionen Kinder über Mittag in ihrer Kita bleiben und dort verpflegt werden. Dies sind knapp 80 Prozent der unter dreijährigen sowie über 60 Prozent der über dreijährigen Kita-Kinder – Tendenz steigend. Zudem weisen aktuelle bundesweite Querschnittsstudien auf ein grundsätzlich bedenkliches Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und die Folgen schlechter Ernährung hin. So zeigt der Kinder- und Jugendsurvey des Robert-Koch-Instituts: Bereits neun Prozent der Drei- bis Sechsjährigen sind übergewichtig, knapp drei Prozent sogar adipös. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Übergewichtigen weiter an. "Die Mehrheit aller Kita-Kinder isst inzwischen in ihrer Kita. Politik sollte diese Chance nutzen und gesundes Aufwachsen für alle Kinder sicherstellen", sagt Dräger.

Die komplette Studie kann kostenfrei unter www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-46488C54-5124D2BF/bst/xcms_bst_dms_39869_39870_2.pdf heruntergeladen werden.

Quelle: www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/nachrichten_121251.htm

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