Kindertagesbetreuung

Kita-Qualität: GEW-Vorstand Norbert Hocke zur Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern

Wie kann es gelingen, die pädagogische Qualität in deutschen Kindertagesstätten zu sichern und auszubauen? GEW-Vorstand Norbert Hocke gibt Hinweise, was dazu beitragen kann, Kitas zu besseren Ausbildungsorten zu machen, die Weiterbildung der Fachkräfte effektiver zu gestalten und den Austausch zwischen Theorie und Praxis zu verbessern.

10.09.2013

"Erzieherinnen und Erzieher unterstützen und fördern Kinder in den ersten Lebensjahren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung: Eine verantwortungsvolle und umfassende Aufgabe, die sie nur mit fundierter Aus- und Weiterbildung sowie einem hohen Maß an Selbstreflexion gut ausfüllen können", betont Norbert Hocke, Mitglied im Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Angesichts von Krippenausbau und vielerorts zunehmendem Fachkräftemangel in den Einrichtungen ist es jedoch eine Herausforderung, eine hohe pädagogische Qualität zu halten bzw. (weiter) zu entwickeln.

Kitas als Ausbildungsorte

Personen, die bereits eine anderweitige abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung besitzen können sich inzwischen in fast allen Bundesländern als Quereinsteigerinnen oder Quereinsteiger berufsbegleitend zur Erzieherin oder zum Erzieher ausbilden lassen. Die Idee, auf diese Weise zusätzliche dringend benötigte Kita-Fachkräfte zu gewinnen, sei gut, die vielfältigen Impulse, die Menschen mit anderen beruflichen Hintergründen in die Kitas einbrächten positiv. Die Problematik dabei: "Kindertagesstätten werden immer stärker zum Lernort für angehende Fachkräfte. Neben den Auszubildenden müssen die Kita-Teams, Menschen einbinden, die ein freiwilliges soziales Jahr, ein Berufs- oder ihr Anerkennungspraktikum nach der schulischen Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher machen. Die Personalsituation lässt es jedoch vielfach kaum zu, diese Personen gut anzuleiten und zu begleiten", sagt Norbert Hocke.

Projekt "Lernort Praxis"

Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium rief die GEW daher das Projekt "Lernort Praxis" ins Leben. Im Rahmen des Projekts können berufserfahrene Erzieherinnen oder Erzieher mit einer halben Stelle für die Anleitung angehender Fachkräfte freigestellt werden. "Für viele ältere Kolleginnen und Kollegen, die die ganztägige Arbeit mit den Kindern oft körperlich als zu anstrengend empfinden, ist dies ein ideales Betätigungsfeld und eine gute Möglichkeit, ihre Erfahrungen an die jüngere Generation weitergeben zu können."

Weiterbildungen: Effekte gering

Auch im Bereich der Fort- und Weiterbildung frühpädagogischer Fachkräfte, sagt Norbert Hocke, gäbe es Verbesserungsbedarf. Wie die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WIFF) in einer Befragung ermittelte, nehmen 96 Prozent der Kita-Fachkräfte jährlich an mindestens einer Weiterbildungsveranstaltung teil. "Trotz dieses sehr hohen Fort- und Weiterbildungsengagements hat sich die pädagogische Qualität in den Einrichtungen seit den 1990er Jahren nicht verändert", berichtet der GEW-Vorstand. Die Übertragung der in den Fortbildungen aufgenommenen Inhalte in die Praxis gelinge scheinbar nur unzureichend.

Teamfortbildungen in den Vordergrund stellen

"Statt Fortbildungen für Einzelpersonen, die eher der persönlichen Weiterentwicklung dienen, müssen aus unserer Sicht Teamfortbildungen im Zentrum stehen. Denn wenn es um die Gestaltung von Bildungsthemen geht, ist das eine Aufgabe, die im Team gemeinsam konzeptionell entwickelt werden muss", sagt der Fachmann. Kita-Träger benötigten zudem ein Weiterbildungssystem, das auf die Bedarfe in den einzelnen Kitas abgestimmt sei. Längst nicht alle Träger verfügten darüber.

Zertifizierung für Weiterbildungsangebote

Ein zentraler Qualitätsaspekt in der Aus- und Weiterbildung sei die Qualität der Lehre und die Qualifikation der Dozentinnen und Dozenten, erklärt Hocke. Um dies für den Bereich der Weiterbildung transparenter zu gestalten, entwickelt die GEW gemeinsam mit der Werkstatt Weiterbildung und dem Bundesbildungsministerium gerade eine Zertifizierungsagentur für entsprechende Anbieterinnen und Anbieter. "Wir müssen sicherstellen, dass die angebotenen Fort- und Weiterbildungen den Kita-Bildungsplänen der Bundesländer entsprechen", erklärt Hocke.

Mehr Praxiserfahrung in die Lehre

An Fachschulen und Universitäten, die frühpädagogische Fachkräfte ausbilden, unterrichte zumeist fachfremdes Personal, das selbst nie in einer Kita tätig war. "Um den Austausch zwischen Theorie und Praxis zu verbessern, wäre es aus unserer Sicht wichtig, auch Erzieherinnen und Erzieher als Lehrbeauftragte an Fachschulen zu holen. In anderen Disziplinen ist ein solches Vorgehen längst üblich. Leider konnte sich die Kultusministerinnen- und -ministerkonferenz (KMK) im Bereich der Frühpädagogik noch nicht darauf einigen", erklärt Norbert Hocke.

Workshop "Qualität pädagogischer Fachkräfte"

Seine Thesen und Forderungen zur Verbesserung der Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern stellt Norbert Hocke gemeinsam mit Nicole Spiekermann und Anna Gaigl von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WIFF) in einem Workshop bei Invest in Future am 14. Oktober 2013 ab 14.00 Uhr vor und diskutiert sie mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Der Kongress Invest in Future

Der <link http: www.jugendhilfeportal.de db3 termine eintrag invest-in-future-2013-zukunftkongress-fuer-bildung-und-betreuung external-link-new-window external link in new>Zukunftskongress für Bildung und Betreuung Invest in Future steht 2013 unter dem Motto „Masse und Klasse – Wie sichern wir die Qualität in der Kinderbetreuung?“ Am 14. und 15. Oktober nutzen rund 300 Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Pädagogik und Politik das Symposium im Stuttgarter Haus der Wirtschaft, um ihr Wissen zu erweitern, neue Trends und bildungspolitische Weichenstellungen zu diskutieren und um Kontakte zu knüpfen. Das Vortragsprogramm wird fortlaufend aktualisiert und ist abrufbar unter: <link http: www.invest-in-future.de>www.invest-in-future.de

Quelle: Konzept-e für Bildung und Soziales vom 10.09.2013

Redaktion: Kerstin Boller

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