Jugendsozialarbeit

NRW: „Aktionsplan Ausbildung“ für türkische Jugendliche

Mit einem „Aktionsplan Ausbildung“ will Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann türkischen Jugendlichen den Zugang zur betrieblichen Ausbildung erleichtern.

17.02.2010

„Dreh- und Angelpunkt sind dabei zweisprachige Multiplikatoren oder „Scharnierpersonen“ in den türkischen Eltern-, Sport-, Kultur-, Moschee- und Unternehmervereinen. Als erste Ansprechpartner sollen sie den Kontakt herstellen zwischen türkischen Jugendlichen und ihren Eltern auf der einen und den Berufsberatungen und Ausbildungsbetrieben auf der anderen Seite.“ Das sagte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann heute in Düsseldorf bei der Vorstellung des „Aktionsplans Ausbildung“.

Anlass für den Aktionsplan ist die Tatsache, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht nur erheblich größere Schwierigkeiten als deutsche Jugendliche haben, in eine Berufsausbildung einzusteigen. Hinzu kommt, dass sie sich bei ihrer Suche viel stärker auf wenige besonders beliebte Berufe konzentrieren. Mehr als die Hälfte der ausländischen Bewerber um einen Ausbildungsplatz sind Türken. 

Neben der Qualifizierung zweisprachiger Multiplikatoren sind weitere Elemente der Kampagne:

- eine zweisprachige Broschüre und Internetseite zu wichtigen Ausbildungsberufen

- regelmäßige Sprechstunden der Berufsberatungen bei den türkischen Generalkonsulaten sowie bei türkischen Vereinen und Organisationen

- zweisprachige Elternabende mit Berufsberatern in den letzten Jahrgangsstufen der Schulen mit hohem Migrantenanteil 

„Eine zentrale Rolle spielen nach meiner Überzeugung die Eltern als eine Art erste Berufsberater ihrer Kinder“, sagte Minister Laumann. „Türkische Eltern haben es dabei aber schwerer, weil sie oft selbst keine Ausbildung im deutschen Berufssystem absolviert haben.“ 

Die berufliche Ausbildung junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte liege ihm persönlich sehr am Herzen. Deshalb habe er dieses Thema Ende 2008 zum Schwerpunkt seiner politischen Reise nach Ankara gemacht. Mit seinem türkischen Amtskollegen habe er die Situation aus der Türkei stammender Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen eingehend besprochen.

Der Aktionsplan wird von der Landesregierung in enger Zusammenarbeit mit den vier türkischen Generalkonsulaten und den Akteuren der Berufsbildung in Nordrhein-Westfalen, insbesondere der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, in die Tat umgesetzt. Die praktische Durchführung liegt beim türkischen Unternehmerverband ATIAD. Die einzelnen Elemente des Aktionsplans sollen jetzt zügig erarbeitet und im Lauf des Jahres in vier regionalen Veranstaltungen mit Multiplikatoren, Organisationen und Verbänden in Düsseldorf, Essen, Köln und Münster vorgestellt und diskutiert werden.

Einige Zahlen und Fakten:

- Von 1999 bis 2008 ist der Anteil der türkischen Auszubildenden in Nordrhein-Westfalen von rund vier auf gut zwei Prozent gesunken. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund und deutschem Pass in der Statistik nicht gesondert erfasst werden.

- Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat im Jahr 2005 Schulabgänger mit Ausbildungswunsch befragt. Danach haben 52 Prozent der deutschen Jugendlichen (genauer: Jugendliche ohne Migrationshintergrund) unmittelbar den Einstieg in eine Berufsausbildung geschafft - bei den Migranten (d. h. ausländische Staatsbürgerschaft oder Deutsche mit Zuwanderungsgeschichte) waren es dagegen nur 25 Prozent.

- Jugendliche Schulabgänger mit Ausbildungswunsch, die keinen Migrationshintergrund haben, waren demnach zu acht Prozent arbeitslos - bei den Migranten waren 20 Prozent arbeitslos.

- Neben sprachlichen und schulischen Problemen spielt hierbei auch die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe eine Rolle: In Nordrhein-Westfalen finden sich 44 Prozent der ausländischen Lehrlinge in den beliebtesten zehn Ausbildungsberufen, bei der Gesamtheit der Auszubildenden sind es aber nur 34 Prozent. Dabei gibt es insgesamt 350 verschiedene Ausbildungsberufe und damit erheblich mehr Wahlmöglichkeiten.

Quelle: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW

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