Kinder- und Jugendarbeit

Forderung aus der AWO-ISS-Armutsstudie: Einrichtungen für Kinder und Jugendliche ausbauen und stärken

„Die Folgen von Kinderarmut zu bekämpfen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, erklärt der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler anlässlich der Vorstellung der Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) in der Bundespressekonferenz.

26.09.2012

„Armut, das hat die in der Bundesrepublik bisher einzigartige Langzeitstudie leider bewiesen, ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“, fasst die Studienleiterin Gerda Holz vom ISS zusammen. Neben einer Unterstützung der Eltern, sieht Stadler in der Stärkung von Einrichtungen, wie Kitas, Jugendzentren und Familienberatungen eine Lösung: „Starke Institutionen können Kindern das bieten, was sie zu Hause eventuell nicht bekommen können.“

Die Langzeitstudie der AWO* begleitete 900 Kinder vom Vorschulalter an über einen Zeitraum von 15 Jahren und untersuchte ausführlich die qualitativen Folgen von Armut auf die Entwicklung dieser Kinder. Die entscheidenden Faktoren, die über das Aufwachsen von Kindern bestimmen, so fand die Studie heraus, sind das Einkommen und der Bildungshintergrund der Eltern und die Familienform, in der das Kind aufwächst. „Um Armut zu verhindern, müssen Eltern über sichere Arbeit mit armutsfesten Löhnen und über Betreuungs- und Bildungsangebote für ihre Kinder verfügen, damit diese ganztägig qualitativ gut versorgt werden“, betont Stadler.

"Einrichtungen müssen mehr Verantwortung übernehmen"

„Wenn jedes zweite Kind, das 1999 arm war, seitdem in Dauerarmut lebt, muss die Frage nach den Möglichkeiten staatlichen Handelns neu gestellt werden“, fordert Stadler. Denn, das zeige die Studie ganz deutlich, die bloße Verbesserung von materieller Armut helfe Kindern nicht, der Armutsfalle zu entkommen. „Einrichtungen für Kinder und Jugendliche müssen mehr Verantwortung für deren Entwicklung übernehmen. Nur so können soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit hergestellt werden“, ist der AWO Bundesvorsitzende sicher.

"Die Zahl der pädagogischen Fachkräfte muss erhöht werden"

„Das Netz von Institutionen, die Familien, Kindern und Jugendlichen beratend und unterstützend zur Seite stehen, muss so dicht werden, dass jede Familie, die Hilfe benötigt, diese auch bekommt. Dafür muss die Zahl der pädagogischen Fachkräfte entsprechend erhöht werden. Jeder Euro, der in Kinder investiert wird, muss als Investition in die Zukunft verstanden werden“, betont Stadler abschließend.

Die Studie kann bestellt werden:

  • Beim AWO Verlag (<link mail window for sending>verlag@awo.org) unter der Vertriebsnummer 02084  zum Preis von 18 Euro zuzüglich Versandkosten
  • Sowie über den Buchhandel (ISBN 978-3-9815319-1-6)

Informationen zur Studie

* „Von alleine wächst sich nichts aus ...“ Lebenslagen von (armen) Kindern und Jugendlichen und gesellschaftliches Handeln bis zum Ende der Sekundarstufe I; Abschlussbericht der 4. Phase der Langzeitstudie im Auftrag des Bundesverbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO), durchgeführt vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. (ISS).

Die Studie erforschte als Wiederholungsbefragung die Lebenslagen und Zukunftsperspektiven von fast 900 Kindern, die erstmals als 5- beziehungsweise 6-jährige im Kindergarten und 2009 beziehungsweise 2010 als 16-/17-Jährige letztmals befragt wurden.

Quelle: AWO Bundesverband e.V. vom 25.09.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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