Kinder- und Jugendarbeit

Dialog Internet: Erste Empfehlungen zeichnen sich ab

Dialog Internet: Expertinnen und Experten im Gespräch

Am 30. Mai haben sich die Expertinnen und Experten, die sich im Rahmen des Dialog Internet in Unterarbeitsgruppen engagieren, im Plenum mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend getroffen.

20.06.2011

Dialog Internet

Ziel des von Bundesministerin Kristina Schröder initiierten „Dialog Internet“ ist es, innovative Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, wie Kinder und Jugendliche die Chancen des Internets nutzen und dabei gegen Risiken geschützt werden können.

Um den Diskurs offen und transparent zu gestalten, ist neben den Gesprächen mit Expertinnen und Experten eine Online-Dialogplattform zentraler Bestandteil des "Dialogs Internet". Vor allem Jugendliche sollen stärker als bisher in die Kommunikation mit der Politik einbezogen werden und sich mit eigenen Ideen beteiligen. Deswegen wird es unter anderem moderierte Diskussionen in den populärsten sozialen Netzwerken geben.

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Das Treffen wurde dazu genutzt, die Ergebnisse aus den Unterarbeitsgruppen vorzustellen, thematische Parallelen zwischen den Arbeitsgruppen zu identifizieren und den Bedarf zur Weiterarbeit bis zur Übergabe der Ergebnisse im Herbst 2011 zu beschreiben.

Präsentation der Zwischenergebnisse der Unterarbeitsgruppen

Die Unterarbeitsgruppen waren vorab durch das Ministerium gebeten worden, für die Sitzung eine Analyse ihres Themenfeldes vorzunehmen, Positionen zu entwickeln und Handlungsansätze zu formulieren. Hierzu lagen – je nach Gruppe unterschiedlich – ausführliche Papiere, die auf der Dialogplattform bereit gestellten Beiträge sowie Präsentationen entlang einer vom Ministerium empfohlenen Gliederung vor.

Die Präsentationen der Unterarbeitsgruppen wurden vor Ort von den jeweiligen Sprecherinnen bzw. Sprechern vorgestellt und werden zusammen mit diesem Protokoll verschickt:

  • Partizipation
  • Chatten & Co – Risiken im Internetalltag von Kindern und Jugendlichen
  • Verbraucher- und Datenschutz
  • Umgang mit schädigenden Inhalten – Jugendschutz im Internet
  • Medienkompetenz

Die Unterarbeitsgruppe "Wissen" war nicht durch einen Sprecher vertreten; ihre Ergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt ins Netz gestellt.

Handlungsansätze

Die Unterarbeitsgruppen haben auf der Grundlage von Analysen und Positionsbestimmungen erste Handlungsansätze unter dem Dach einer zukunftsfähigen Kinder- und Jugendnetzpolitik skizziert. Diese Handlungsansätze nehmen als Zielgruppen Kinder, Jugendliche, Eltern, pädagogische Fachkräfte sowie Wirtschaft/Anbieter in den Blick.

Übergreifend wurden in den Arbeitsgruppen und in der Diskussion folgende Prinzipien und Grundsätze für künftige Maßnahmen und Projekte herausgestellt:

  • Altersdifferenzierung in Bezug auf Kinder und Jugendliche,
  • Verbesserung der Transparenz und Sichtbarkeit von Maßnahmen, Monitoring von bestehenden und künftigen Projekten und Initiativen,
  • Sicherung der Nachhaltigkeit von Projekten,
  • Stärkere Vernetzung und Bündelung existierender Initiativen, Stärkung von Kooperationen,
  • Förderung von Peer-to-Peer-Ansätzen in den Feldern Medienkompetenz und Jugendmedienschutz, wo immer dies möglich ist.

Im Einzelnen wurden durch die Unterarbeitsgruppen insbesondere in den nachfolgenden Bereichen und Themenfeldern weitergehende Maßnahmen und Projekte angeregt, die in der Regel noch der Präzisierung hinsichtlich Formaten, Zielgruppen und möglichen Partnern bedürfen:

Medienkompetenz

  • Stärkung medienpädagogischer Strukturen und Netzwerke,
  • Bündelung und Förderung der Transparenz von medienpädagogischen Angeboten (Datenbank, gemeinsames „Marketing“), Lernen aus guter Praxis ermöglichen,
  • Medienkompetenz-Vermittlung in Internetangebote und virtuelle Umgebungen integrieren
  • Regionale Koordinierung und Zusammenarbeit (auch schulisch / außerschulisch), Referent/innenpools, Einrichtung von „Clearing-Stellen“
  • Ansprechpartner unter Lehrern jeder Schule, Integration ins Schulprogramm,
  • Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften (Ausbildung, Fortbildung, „Train-the-Trainer“)

 Partizipation

  • Bestandsaufnahme (national/international) und Dokumentation
  • Entwicklung von Qualitätskriterien (auch für breitere Beteiligung)
  • Modellhafte Erprobungen innovativer und jugendgerechter Verfahren
  • Baukastensystem entwickeln

Jugendmedienschutz

  • Gemeinsame Initiative zur Weiterentwicklung des technischen Jugendmedienschutzes
  • Verstetigung der Zusammenarbeit aller Beteiligten und Harmonisierung von Regelungen
  • Privatsphären-Einstellungen in sozialen Netzwerken, Altersgrenzen etc.
  • Handlungsbedarf im Bereich der Online-Werbung, insbesondere mit Bezug auf Websites, die sich direkt an Kinder richten: Was bedeutet das Trennungsgebot von redaktionellen und werblichen Inhalten (Platzierung, Gestaltung, Formate) sowie die Kennzeichnungspflicht im Internet?

Forschung, Studien und Evaluation

  • Medienaneignung, exzessiver Mediengebrauch
  • Analyse des Nutzungsverhaltens und der Auswirkungen der Nutzung von Online-Angeboten unter Berücksichtigung der dynamischen Entwicklung des Internets
  • Medienpädagogische Begleitforschung
  • Dauerhafte Evaluation / Monitoring von Jugendschutz-Regelungen und darauf bezogener Kriterien – „Evaluation in Progress“ in allen genannten Bereichen
  • Online-Shopping unter besonderer Berücksichtigung des „Jugendrechts“ (Geschäftsfähigkeit, Konsequenzen für Minderjährige und Eltern, Onlineshops auf Kinderwebsites, Gestaltung von „Zwischenseiten“)

Information

  • Geeignete Strukturen der Elterninformation aufbauen und weiterentwickeln: Eltern mit aktuellen Internetdiensten und dem Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen vertraut machen und in die Lage versetzen, sowohl technische Schutzmaßnahmen angemessen einzusetzen als auch als Gesprächs- und Kriseninterventionspartner zu fungieren.
  • Sensibilisierung (Kinder und Eltern) im Bereich Verbraucher- und Datenschutz, Aktualisierung, Diversifikation und Systematisierung der Materialien zur Werbe- und Verbrauchererziehung, z.B. „Gütesiegel“
  • Zielgruppengerechte Formulierungen bei Verbraucherinformation

Schlussfolgerungen

Lutz Stroppe, Abteilungsleiter Kinder und Jugend im BMFSFJ, hielt abschließend fest, dass der Dialog Internet durch die gemeinsamen Anstrengungen sowie die vorgelegten Analysen und Positionierungen an Kontur gewinne und gleichzeitig ein gemeinsames Grundverständnis davon sichtbar werde, wie es gelingen könne, Kindern und Jugendlichen ein chancenorientiertes Aufwachsen mit dem Internet zu ermöglichen und sie zugleich vor Risiken durch Inhalte und das Verhalten anderer Nutzer zu schützen.

Es zeichneten sich Empfehlungen für Maßnahmen ab, die in den nächsten zwei Jahren das Gesicht des „Dialog Internet“ sein werden. Wo dies erforderlich sei, werde das Ministerium in der Weiterarbeit auch den Kontakt mit anderen Bundesressorts sowie anderen relevanten Partnern auf Landesebene und in den Verbänden sicherstellen. In diesem Zusammenhang werde der Dialog Internet auch eine wichtige Rolle als Ort des breiten Austauschs aller Beteiligter über den gesetzlichen Jugendmedienschutz spielen (z.B. weiteres Vorgehen beim Jugendmedienschutz-Staatsvertrag).

Weiteres Vorgehen

Das BMFSFJ kündigte an, die Präsentationen und zum Teil sehr umfangreichen Positionspapiere der Unterarbeitsgruppen im Sommer weiter zu sichten und zu systematisieren. Den Unterarbeitsgruppen wurde vorgeschlagen, auch übergreifend miteinander in Kontakt zu treten und die UAG-Ergebnisse aufeinander abzustimmen.

Nunmehr geht es darum, bis zum Herbst 2011

  • Handlungsansätze zu konkretisieren und in ihrer Dringlichkeit zu bewerten bzw. zu priorisieren,
  • die jeweiligen Zielgruppen zu benennen und dabei ggf. die Altersdifferenzierung zu berücksichtigen,
  • Kooperationspartner und Kooperationsformate zu überlegen.

Das BMFSFJ wird über die Sprecherinnen und Sprecher auf die Unterarbeitsgruppen zugehen und klären, welche Weiterarbeit in den Gruppen für thematisch erforderlich und möglich erachtet wird und in welcher Struktur diese Weiterarbeit erfolgen soll. Das BMFSFJ wird die Beteiligten darin unterstützen, ihre Zwischenergebnisse zu befördern und geeignete Handlungsempfehlungen ggf. in konkrete Vorhaben weiterzuentwickeln.

Im Anschluss an diese Konkretisierungs- und Bündelungsphase sind im Herbst geplant:

  • erneute gemeinsame Sitzung aller Expertinnen und Experten im Herbst 2011, um die Ergebnisse der Arbeit zu fixieren und Strukturen zur Begleitung der Maßnahmen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen, zu dis-kutieren,
  • Plenarveranstaltung mit Übergabe der Empfehlungen an die Ministerin im Spätherbst 2011.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

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