Kinder- und Jugendarbeit

25 Jahre Deutscher Jugendvideopreis: Fortsetzung folgt

1988 als „Jugend und Video“ gestartet, gehört der Bundeswettbewerb heute zu den wichtigsten Plattformen für junge Nachwuchsfilmer. Das Jubiläum wird beim Bundesfestival Video in Gera gefeiert.

31.05.2012

In diesem Jahr geht der bundesweite Filmwettbewerb für junge Nachwuchsfilmemacher in die 25. Runde. Das Jubiläum begehen die Preisstifter und Organisatoren im Rahmen des Bundesfestival Video. Das Festival bildet jährlich den Abschluss und Höhepunkt des Deutschen Jugendvideopreises sowie des Wettbewerbs Video der Generationen und findet vom 15. bis 17. Juni in der Otto-Dix-Stadt Gera statt.

Der Deutsche Jugendvideopreis gehört zu den ältesten und bedeutendsten Wettbewerben für junge Videofilmer/innen in Deutschland. Mitte der 1980er Jahre hatte sich die Videotechnik auch im privaten Bereich sowohl für das Heimkino als auch für Amateurfilmer durchgesetzt. Eine Zeit des Experimentierens mit neuen Formen der filmischen Umsetzung verschiedener Themen folgte. Das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend beauftragte daraufhin das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) mit der Erarbeitung eines Konzeptes für den bundesweiten Filmwettbewerb „Jugend und Video“, der seit rund zehn Jahren den Namen Deutscher Jugendvideopreis trägt:

  • Kinder und Jugendliche sollten zu kreativer Aneignung und kritischer Auseinandersetzung mit Medien motiviert werden.
  • Der Wettbewerb sollte junge Talente entdecken und sie fördern, eigene Filmproduktionen herzustellen, sich untereinander zu vernetzen und in größtmöglicher Breite aktive Filmbildung ermöglichen.
  • Die Filmproduktionen der Jugendlichen sollten eine öffentliche Präsentationsplattform erhalten.
  • Pädagogisch Tätigen sollte mit den Inhalten und Formen der entstandenen Filme ein möglichst unverstellter Einblick in jugendliche Lebenswelten und jugendkulturelle Darstellung ermöglicht werden.
  • Für Medienzentren und Videoprojekte im gesamten Bundesgebiet sollte ein Forum des Erfahrungsaustauschs und der Inspiration entstehen.

Das mit Konzeption und Umsetzung beauftragte KJF verfolgt von Beginn an die Maxime, dass handlungsorientierte Medienarbeit als Chance für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen anzusehen ist. Heranwachsende sollen durch die Teilnahme am Wettbewerb die Funktions- und Wirkungsweisen audiovisueller Medien verstehen und an gesellschaftlichen Diskussionen teilhaben können, indem sie in Bild und Ton ihre eigenen Befindlichkeiten, Wünsche und Ängste artikulieren.

Jan Schmolling, stellvertretender Leiter des KJF und dort verantwortlich für die Bundeswettbewerbe: „Am Konzept hat sich in den 25 Jahren nichts Wesentliches verändert. Was sich allerdings dramatisch gewandelt hat, sind die technischen Möglichkeiten. Jedes Smartphone ist heute eine kleine Videokamera. Dieser Umstand sowie der Boom von Videoportalen führen bei Jugendlichen allerdings nicht selten zu einer Vorstellung, dass jeder ‚nebenbei’ Medien machen und damit zum Star werden kann. Hier kommt dem Deutschen Jugendvideopreis eine weitere pädagogische Funktion zu: Wir vermitteln, dass es sich lohnt, Filmkultur als ein anspruchsvolles, erkenntnisreiches und mitunter anstrengendes Vorhaben zu begreifen. In vielen Fällen ist Filmemachen ein Gruppenprozess, der eine Vielzahl von Kompetenzen fördert, etwa Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft.“

Zwischen 1988, dem ersten Jahr der Austragung des Wettbewerbs, und 2012 liegen auch 25 Jahre von Themen und Standpunkten. Den Machern des Deutschen Jugendvideopreises ist wichtig, dass der Wettbewerb jugendkulturelle Sichtweisen zulässt, die in der kommerziellen Kino- und Fernsehlandschaft sonst keinen Platz finden. Die mehr als 11.000 Filme, die die Kinder und Jugendlichen in 25 Jahren zum Wettbewerb eingereicht haben, bewegen sich in der Regel deshalb auch jenseits gelernter Sehgewohnheiten. Sie überraschen, verblüffen und provozieren. In jedem Fall stellen sie sich mit der Präsentation beim Bundesfestival Video der öffentlichen Diskussion und regen zum Weitermachen an.

Einen weiteren Auftrag erfüllt das KJF mit seinen Filmwettbewerben und dem alljährlichen Bundesfestival Video. Da das Festival als Wanderfestival konzipiert ist und im zwei- bis dreijährigen Rhythmus an verschiedenen Orten in den Bundesländern gastiert, werden die dortigen Strukturen der aktiven Filmarbeit in die Ausrichtung des Festivals einbezogen und Impulse für neue Filmgruppen und Medienzentren gesetzt. Herausragende Beispiele für das Gelingen dieses Ansatzes sind Wuppertal und Rostock, wo durch die Bundeswettbewerbe eine dauerhafte und äußerst aktive Nachwuchsfilmszene entstanden ist.

Schmolling: „Heute entwickelt sich der Film zum Zentrum einer neuen Multimedialität der Darstellung. Er bildet die Brücke zwischen verschiedenen Mediengattungen. Themen, die Jugendliche bewegen, wie Liebe, Zukunftswünsche und Ängste, Sucht oder Krankheit und Tod, werden auch künftig filmisch umgesetzt – allerdings erweitert um neue Darstellungsformen und Präsentationsarten. Und die Produzenten können die Verbreitung ihrer Werke direkt über das Internet organisieren.“

In den bisher 25 Jahren seines Bestehens war der Deutsche Jugendvideopreis immer zugleich Anlaufpunkt für junge Talente, Spiegel vielfältiger medienpädagogischer Aktivitäten und Gestaltungsraum für alle Facetten jugendkultureller Ausdrucksmuster.

Es überrascht daher kaum, dass eine Vielzahl ehemaliger Teilnehmer/innen die Chance genutzt und das Filmemachen in unterschiedlichsten Bereichen zur Profession gemacht hat. Julia von Heinz (Regisseurin/Produzentin), Sven Taddicken (Regisseur), Marc-Andreas Borchert (Drehbuchautor, Regisseur, Produzent) oder Ayse Polat (Schauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin, Produzentin) sind nur einige prominente Namen des jungen deutschen Films, die sich ihre ersten Sporen beim Deutschen Jugendvideopreis verdient haben.

Aktive Filmarbeit wird – nicht zuletzt dank des Deutschen Jugendvideopreises – eine weiter wachsende Rolle im kulturellen Leben spielen. Sind Videoprojekte bislang eher in außerschulischen Bildungskontexten angesiedelt, so dürften nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz in diesem Frühjahr (KMK), wonach Medien- und Filmbildung zum festen Bestandteil frühkindlicher und schulischer Bildung werden soll, auch im Unterricht verstärkt Videofilme entstehen. Schmolling: „Für die weitere Zukunft sind wir deshalb sehr optimistisch. Der Deutsche Jugendvideopreis ist ein fester Bestandteil der Nachwuchsszene und medienpädagogischer Arbeit und liefert wertvolle Impulse für die Bildungsdiskussion. In diesem Sinne können wir unser Jubiläum im Juni unbeschwert und voller Vorfreude auf die kommenden Jahre begehen.“

Quelle: Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF)

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