Bildungsforschung

Wie lernen Kinder am besten Schreiben und Lesen?

Experten des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache stellten Ergebnisse wissenschaftlicher Studien im November auf einem Bildungsforum des IQSH in Kiel vor. Leistungsschwache Schüler profitieren von strukturierten Lernformen, leistungsstarke Kinder lernen Lesen und Schreiben auch mit offenen Konzepten.

20.12.2013

KIEL. Kinder, die im Kindergarten und im Elternhaus bereits viele sprachliche Anregungen hatten, bringen gute Voraussetzungen mit, um problemlos Lesen und Schreiben zu lernen. „Studien belegen, dass diese Kinder unabhängig von der Methode bis zum Ende der vierten Klasse angemessen Lesen und Schreiben lernen“, erklärte Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln auf einem landesweiten Bildungsforum des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) in Kronshagen. Leistungsstarke Kinder etwa lernen mit offenen Konzepten sehr gut lesen und schreiben - wie zum Beispiel Werk- stattunterricht. Leistungsschwache Kinder zeigen dagegen bei strukturierten Lernformen höhere Lernerfolge.

„Sie benötigen konkrete Regeln, um die richtige Schreibweise zu lernen, zum Beispiel die Pluralbildung: Wenn man nicht weiß, ob das Wort ‚Hund am Ende mit -d oder -t geschrieben wird, muss man die Mehrzahl bilden. Dann kann man hören, mit welchem Buchstaben das Wort endet“, sagte Prof. Dr. Hartmut Gün- ther, ehemals Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität zu Köln.

„Die große Herausforderung besteht darin, alle Lehrkräfte schon im Studium auf die Heterogenität ihrer Klassenvorzubereiten. Dafür bedarf es verpflichtender Bestandteile im Lehramtsstudium, wie man Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung individuell fördern kann“, forderte Prof. Michael Becker-Mrotzek. Kinder lernen Lesen und Schreiben, weil sie sich schriftlich ausdrücken und Texte selbst lesen und verstehen wollen. „Rechtschrei bung ist ein Teil der Kompetenzen, die Kinder in der Grundschule erwerben, Leseflüssigkeit, Textverständnis und Ausdrucksvermögen sind aber ebenso wichtig. Das wird in der Debatte um die angebliche Schlechtschrei bung häufig übersehen“, kritisierte Becker-Mrotzek. Rechtschreibung sei kein Selbstzweck. 

Über 150 Lehrkräfte und Schulleitungen von Grundschulen, Studienleiterinnen und Studienleiter, Vertreterinnen und Vertreter der Schulaufsicht, Eltern sowie Verantwortliche im Bereich der Lehrerbildung und Politik diskutierten auf dem von Petra Fojut, Abteilungsleiterin Fortbildung, moderierten Bildungsforum engagiert mit und erhielten Antworten auf viele Fragen: Wie sieht ein strukturiertes Lernangebot für die schwachen Schülerinnen und Schüler aus? Wie können Eltern den Erwerb der Rechtschreibung sinnvoll unterstützen? Welche Vorteile haben Fibellehrgänge? Wie wichtig ist ein Training für lesbare Schrift? Ist die Schreibung mit „H“ ein Merkwort oder gibtes dafür eine Regel?

Weitere Informationen gibt es <link http: iqsh-newsletter.lernnetz.de nr12-20122013.pdf external-link-new-window external link in new>hier (PDF 341 KB).

Quelle: Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein vom 20.12.2013

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