Inklusion
Inklusion: Nur wenige Jugendliche mit Förderbedarf finden nach der Schule einen Ausbildungsplatz
Zwar belegt eine Unternehmensbefragung durch die Bertelsmann Stiftung eine generelle Offenheit der Betriebe für Inklusion, dennoch finden nur etwa 3.500 der 50.000 Schulabgänger/innen mit sonderpädagogischen Förderbedarf einen betrieblichen Ausbildungsplatz.
30.06.2014
Nicht einmal jedes zehnte der Unternehmen, das Jugendlichen mit Behinderung einen Ausbildungsplatz gibt, hat mit deren Ausbildung negative Erfahrungen gemacht (8,5%). Im Gegenteil bewerten 47,1% dieser Betriebe ihre Entscheidung für Jugendliche mit Behinderung und den Ausbildungsverlauf als überwiegend positiv. Viele von ihnen empfehlen daher, "die Ausbildung der Jugendlichen mit Behinderung einfach zu machen bzw. auszuprobieren".
Dafür wünschen sich die Unternehmen stärkere staatliche Unterstützung. Mehr als die Hälfte der Betriebe, die bereits Jugendliche mit Behinderung ausbilden, und rund ein Drittel der übrigen Betriebe sagen, sie würden mehr dieser Jugendlichen ausbilden, wenn sie überhaupt oder besser vom Staat gefördert würden. Umgekehrt nimmt allerdings lediglich ein Viertel der Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderung ausbilden, die bereits bestehenden staatlichen Förderungen in Anspruch.
Ein Grund dafür ist ein Informationsdefizit. Die einzelnen Unterstützungsangebote (zum Beispiel Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung und Kostenübernahme für die notwendige Umgestaltung eines Ausbildungsplatzes) kennt jeweils weniger als die Hälfte der Betriebe, die Jugendliche mit Behinderung ausbilden. Die meisten Unternehmen (81,7%) wünschen sich mehr Transparenz darüber, wo diese beantragt werden können, und über 70% fordern weniger Bürokratie bei der Beantragung. "Unsere Untersuchung belegt eine generelle Offenheit der Unternehmen, Jugendliche mit Behinderung auszubilden. Die derzeitigen Unterstützungsleistungen des Staates kommen allerdings zu selten in den Betrieben an", sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.
Die Befragung zeigt auch: Es könnten mehr Jugendliche mit Förderbedarf einen Ausbildungsplatz finden, wäre das Ausbildungssystem flexibler. Rund zwei Drittel der Unternehmen (65,6%), die Jugendliche mit Behinderung ausbilden, befürworten, dass der zeitliche Verlauf der Berufsausbildung die individuelle Situation des Auszubildenden stärker berücksichtigen sollte. Mehr als die Hälfte halten eine Aufteilung der Ausbildung in Einzelbausteine für sinnvoll. Dräger: "Das duale Ausbildungssystem ist ein Garant für die Wirtschaftskraft Deutschlands. Damit das so bleibt, können wir es uns nicht länger leisten, dass jährlich mehr als 250.000 Jugendliche im Übergangssystem landen und keinen Einstieg in eine qualifizierte Berufsausbildung finden. Von einem flexibleren Ausbildungssystem könnten gerade die Schulabgänger mit Förderbedarf sehr profitieren."
Für alle befragten Betriebe ist ein Hauptschulabschluss für die Einstellung bedeutender als ein Abschluss einer Förderschule. Doch für die 75% von Förderschülern, die derzeit die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, scheint die Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht völlig aussichtslos. Die Chance auf einen Ausbildungsplatz erhöht sich nach Angaben der ausbildenden Unternehmen beträchtlich, wenn die Jugendlichen zuvor einige Zeit zur Probe mitgearbeitet haben.
<link http: www.bertelsmann-stiftung.de cps rde xbcr sid-295b44b7-a56c35ed bst xcms_bst_dms_39898_39933_2.pdf external-link-new-window external link in new>Berufsausbildung junger Menschen mit Behinderungen. Eine repräsentative Befragung von Betrieben (PDF 3 MB)
Quelle: Bertelsmann Stiftung vom 10.06.2014http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/nachrichten_121332.htm
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