Europa

EU-Jugendbericht: Beschäftigung und soziale Inklusion müssen oberste Priorität erhalten

Im heute veröffentlichten EU-Jugendbericht wird die Forderung formuliert, Jugendbeschäftigung, soziale Inklusion sowie Gesundheit und Wohlbefinden junger Menschen zur obersten Priorität der europäischen Jugendpolitik zu machen.

10.09.2012

Im Bericht, den die Kommission im Dreijahresrhythmus erstellt, wird betont, dass die EU und die Mitgliedstaaten mehr tun müssen, um junge Menschen, die am stärksten unter der Wirtschaftskrise leiden, zu unterstützen.

Seit Ausbruch der Krise ist die Arbeitslosigkeit in der Gruppe der 15-24-Jährigen EU-weit um 50 % gestiegen – von durchschnittlich 15 % im Februar 2008 auf 22,5 % im Juli dieses Jahres. Nach den jüngsten von Eurostat veröffentlichten Zahlen sind die Quoten in Griechenland (53,8 %) und Spanien (52,9 %) am höchsten. Insgesamt sind in der EU mehr als 30 % der jungen Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr ohne Job.

„Ich bin tief beunruhigt über die Auswirkungen, die die Krise auf junge Menschen hat. Viel zu viele von ihnen laufen Gefahr, sozial ausgegrenzt zu werden und in die Armut abzurutschen. Junge Menschen sind unsere Zukunft und ich bin entschlossen, unsere Bildungs- und Jugendpolitik sowie die entsprechenden Programme zu stärken, um die Jobaussichten und die Lebenschancen junger Menschen zu erhöhen“, sagte Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.

Es gibt jedoch auch Anzeichen für Hoffnung: Laut dem Bericht setzen fast alle Mitgliedstaaten die EU-Jugendstrategie um, mit der mehr und bessere Chancen für junge Menschen geschaffen und aktive Bürgerschaft, soziale Inklusion und Solidarität gefördert werden sollen. Seit dem letzten Bericht 2009 haben die Mitgliedstaaten in den Bereichen Bildung, Beschäftigung und Unternehmertum verstärkt Initiativen für junge Menschen gesetzt. Nach wie vor sind viele junge Menschen in Vereinigungen und sozialen Bewegungen aktiv.

<link ec.europa.eu/education/erasmus-for-all/index_de.htm _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">Erasmus für alle</link>, der neue Programmvorschlag für die Bereiche allgemeine und berufliche Bildung sowie Jugend für 2014-2020, wird das Kernstück der neuen EU-Jugendstrategie bilden. Das neue Programm sieht eine deutliche Erhöhung der Finanzmittel vor, sodass bis zu fünf Millionen Menschen eine EU-Finanzhilfe erhalten könnten, um im Ausland zu studieren, eine Ausbildung zu absolvieren oder Freiwilligentätigkeit zu leisten – das sind fast doppelt so viele wie im Rahmen des derzeitigen Programms für 2007-2013.

Die nächsten Schritte

Der EU-Jugendbericht wird dem Rat vorgelegt und sollte im November als gemeinsamer Bericht des Rates und der Kommission angenommen werden.

Hintergrund

Die EU-Jugendstrategie (2010-2018) wurde am 27. November 2009 vom Rat verabschiedet. Ihre Ziele lauten, 1.) mehr und bessere Chancen für junge Menschen schaffen und 2.) gesellschaftliches Engagement, soziale Inklusion und Solidarität fördern. Die Neunjahresstrategie ist in drei Zyklen gegliedert. Gegen Ende jedes Zyklus wird ein EU-Jugendbericht erstellt, in dem die Ergebnisse bewertet und neue Prioritäten für die nächsten drei Jahre vorgeschlagen werden. Wenn der Rat diesen Bericht annimmt, gelten die neuen Prioritäten für den Zeitraum 2013-2015.

Der Bericht 2012 umfasst eine Zusammenfassung der Umsetzung der EU-Jugendstrategie auf nationaler und EU-Ebene seit 2010 und eine eingehende Analyse der Lage junger Menschen. Er stützt sich auf Daten aus den Mitgliedstaaten, von Regierungsstellen und Ministerien sowie auf Befragungen junger Menschen. Kandidatenländer und EFTA-Staaten haben auf freiwilliger Basis ebenfalls am Berichtsverfahren teilgenommen.

Die EU-Jugendstrategie ergänzt die Leitinitiative <link ec.europa.eu/youthonthemove/ _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">Jugend in Bewegung</link> der Strategie Europa 2020 für Wachstum und Beschäftigung. Die EU-Jugendstrategie befasst sich mit den Bedürfnissen und Chancen junger Menschen in acht Aktionsfeldern:

  • Allgemeine und berufliche Bildung
  • Beschäftigung und Unternehmertum
  • Soziale Inklusion
  • Gesundheit und Wohlbefinden
  • Freiwilligendienst
  • Teilhabe
  • Kultur und Kreativität
  • Jugend in der Welt

Was unternimmt die EU gegen die Jugendarbeitslosigkeit?

Maßnahmen zur Eindämmung der Jugendarbeitslosigkeit und damit verbundener Probleme stehen im Zentrum der vom Rat im Juni verabschiedeten <link ec.europa.eu/europe2020/making-it-happen/country-specific-recommendations/index_en.htm _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">länderspezifischen Empfehlungen</link>.

Im Beschäftigungspaket der Kommission (April 2012) wird betont, dass sich die Mitgliedstaaten auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum konzentrieren müssen und nicht nur auf Sparmaßnahmen. Die Kommission plant, ihr EURES-Jobportal, auf dem Arbeitsuchende und freie Stellen grenzüberschreitend abgeglichen werden, auszubauen, um die Arbeitsmobilität zu erleichtern.

Bis Jahresende wird die Kommission einen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zu „Jugendgarantien“ vorlegen. Damit soll gewährleistet werden, dass alle jungen Menschen innerhalb von vier Monaten nach ihrem Schulabschluss einen Arbeitsplatz haben oder eine weitere Ausbildung absolvieren. Zusätzlich dazu wird die Kommission eine Konsultation mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Gewerkschaften zum Qualitätsrahmen für Praktika starten.

Darüber hinaus ermutigt die Kommission die Mitgliedstaaten, den Europäischen Sozialfonds stärker für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu nutzen; acht Mitgliedstaaten (Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Portugal, die Slowakei und Spanien), in denen die Jugendarbeitslosenrate besonders hoch ist, werden von Aktionsteams der Kommission unterstützt. Sie haben diesen Ländern geholfen, EU-Strukturfonds von insgesamt rund 7,3 Mrd. EUR umzuwidmen, wovon 460 000 junge Menschen profitieren werden.

Die Kommission ist außerdem bemüht, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, denen sich EU-Bürgerinnen und –Bürger vor allem im Bereich der Freizügigkeit zum Zweck einer Freiwilligentätigkeit, für ein Studium oder einen Arbeitsplatz gegenübersehen.

Die Prioritäten und Empfehlungen der EU-Jugendstrategie werden über das Programm <link ec.europa.eu/youth/youth-in-action-programme/overview_de.htm _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">„Jugend in Aktion“</link> unterstützt, das Lernmöglichkeiten im Ausland für junge Menschen, in der Jugendarbeit Tätige und Jugendorganisationen finanziert. Im Einklang mit der Strategie fördert es das gesellschaftliche Engagement und die Solidarität junger Menschen und bietet ihnen die Möglichkeit, im Rahmen von Jugendarbeit, Freiwilligentätigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe Fähigkeiten zu entwickeln. Im Jahr 2011 haben rund 185 000 Teilnehmende das Programm genutzt; bei Einrichtung des Programms im Jahr 2007 waren es 111 000.

Bemühungen, die Beschäftigungsfähigkeit, die Mobilität zu Lernzwecken und die Teilhabe junger Menschen zu steigern, werden über das derzeitige Programm für lebenslanges Lernen (einschließlich Erasmus und Leonardo da Vinci) unterstützt. Im Zeitraum 2012-2013 stellt die Kommission im Rahmen ihrer Initiative <link europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">„We Mean Business“</link> über diese Programme Fördergelder für 280 000 Praktika für junge Menschen in der Berufsbildung und für Studierende zur Verfügung.

Mehr dazu:

  • EU-Jugendbericht 2012 und Anhänge
  • Berichte der Mitgliedstaaten

Quelle: Europäische Kommission

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